Das musst du wissen

  • Daten von Covid-19-Patienten, die Intensivpflege benötigen, fliessen anonymisiert in eine zentrale Datenbank.
  • Rund 20 Prozent der Covid-19-Patienten brauchen Spitalpflege, zehn Prozent erkranken lebensbedrohlich.
  • Anders als anfänglich angenommen, ist für das Sterberisiko nicht nur eine Lungenfunktionsstörung ausschlaggebend.

Die Patientendaten von 54 Intensivpflegestationen in zehn europäischen Ländern fliessen im sogenannten RISC-19-ICU-Register zusammen. Diese Daten hat nun ein internationales Team von Intensivmedizinern unter der Leitung des Universitätsspitals Zürich ausgewertet.

Resultat: Rund 20 Prozent der Covid-19-Patienten brauchen Spitalpflege, zehn Prozent der Patientinnen und Patienten erkranken lebensbedrohlich und benötigen intensivmedizinische Behandlung. Dies kann auch gut organisierte Gesundheitssysteme zur Erschöpfung bringen.

Damit sich die behandelnden Ärztinnen und Ärzte über den Krankheitsverlauf und über Risikofaktoren dieser Patienten international mit Kollegen austauschen. So hat eine Gruppe von Intensivmedizinern des Universitätsspitals Zürich schon im März 2020 das Covid-Risiko-Register lanciert. Hier tragen Intensivmedizinerinnen und -mediziner anonymisierte Daten ihrer Patienten ein und können Datenauswertungen abrufen. Während der ersten Pandemiewelle wurden tägliche Auswertungen allen Intensivstationen zur Verfügung gestellt. Sie tragen damit laufend zu mehr Wissen über kritisch kranke Patienten und wirksame Therapien bei.

Im Register sind 27 Parameter jedes Patienten beim Eintritt in die Intensivstation erfasst, darunter Alter, Geschlecht und Gewicht, Vorerkrankungen und der Verlauf der Erkrankung und die vorgängige Aufenthaltsdauer auf der Normal- oder Notfallstation. Ein Fokus der Datenerhebung liegt darauf, wie sich die Organfunktion und Blutwerte der Patienten während der Therapie auf der Intensivstation entwickeln, welche Komplikationen und Begleiterkrankungen auftreten und wie sie behandelt werden.

Ein Team aus Ärzten des Instituts für Intensivmedizin des Universitätsspital Zürich unter der Leitung von Matthias Hilty und Reto Schüpbach hat nun eine Auswertung von Daten aus dem Register in einer Studie publiziert. Für die Studie untersuchte es Daten von 639 Covid-19 Patientinnen und Patienten, die auf Intensivstationen in Europa behandelt werden mussten, im Hinblick auf eine Verschlechterung ihres Zustands während des Aufenthalts auf der Intensivstation, sowie ihr Sterberisiko und die Todesursachen.

Fast ein Viertel der Intensiv-Patienten sterben

Die Auswertung zeigte, dass 75 Prozent der Patienten, die mit Covid-19 auf eine Intensivstation eingeliefert werden mussten, Männer im Alter zwischen 53 und 71 Jahren sind, rund 50 Prozent davon hatten eine oder mehrere Vorerkrankungen. Dieser Wert bestätigt die bisherigen Beobachtungen, dass Männer häufiger als Frauen schwer erkranken. 51 Prozent der Intensiv-Patienten zeigten ein akutes Lungenversagen, und 49.6 Prozent mussten künstlich beatmet werden. Die Sterblichkeit der Patienten beträgt 23.4 Prozent, wobei bei rund einem Viertel davon ein Multiorganversagen auftrat. Anders als anfänglich angenommen, erwies sich für das Sterberisiko nicht nur eine Lungenfunktionsstörung als ausschlaggebend. Auch Patienten, die beim Eintritt an Sauerstoffmangel litten, deren Nieren und Gefässsystem nicht optimal funktionierten und deren Blutgerinnung gestört war, sterben laut den Registerdaten häufiger.

Beim Spitaleintritt das Komplikations- und Sterberisiko erkennen

Diese konkreten Aussagen bezeichnet gemäss Matthias Hilty, Oberarzt am Institut für Intensivmedizin des Universitätsspitals Zürich und einer der Studienautoren, als grossen Gewinn: «Für viele Kliniken ist eine solche Charakterisierung extrem hilfreich, speziell während einer ausserordentlichen Lage.»

Die Ergebnisse der Studie geben laut Medienmitteilung Intensivmedizinern einen Kompass an die Hand, mit dem sie schon beim Eintritt des Patienten abschätzen können, welchen Verlauf bei ihm die Krankheit nehmen könnte, mit welchen Komplikationen, zusätzlichen Infektionen und Interventionen wie künstliche Beatmung am ehesten gerechnet werden muss.

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