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Was ist besser für die Umwelt: Kaffee aus der Kapsel oder dem Kolben? Die Meinungen sind gemacht, die einen sagen dies, die anderen das. Dabei zeigen wissenschaftliche Studien, dass die Diskussion um Kapsel, Kolben – oder Vollautomat – nicht die wichtigste ist.
Denn je nachdem, aus welchem Material die Kapsel besteht und wie hoch die Recyclingrate ist, kann das eine oder das andere umweltschädlicher sein.
Für eine Umweltbilanz muss man zuerst klären, welche Messgrösse uns wichtig ist: Energieaufwand, CO₂-Fussabdruck, oder eben doch die zusammengerechnete Gesamtumweltbelastung.
Als erstes muss man berücksichtigen, wie viel Kaffee man für eine Tasse braucht: Das kann in Kapseln, Kolben und Vollautomaten zwischen 5 und 9 Gramm variieren. Also fast das Doppelte, und das macht für die Umweltbeurteilung enorm viel aus.
Aber so oder so liegt das Hauptproblem nicht bei der Zubereitungsart, sondern beim Anbau des Kaffees.
Der Anbau braucht Landfläche, Bewässerung, Dünger, Pflanzenschutzmittel. Dann braucht es Energie für das Trocknen, Transportieren und das Rösten. Auch diese Zahlen können je enorm variieren. Gemäss einer Empa-Studie macht der Anbau im schlechtesten Fall 70 Prozent der Umweltbelastung einer Tasse Kaffee aus, im besten Fall gerade noch ein Prozent.
Die wichtige Frage ist also nicht: Kolben oder Kapsel? Sondern: Welchen Kaffee trinkst du?
Aber so richtig schlimm wird es erst beim Café Crème – wegen des Kaffeerahms. Bei Kaffeerahm und Kaffee zusammen machen landwirtschaftliche Produktion, Transport und Aufbereitung über 60 Prozent des Energieverbrauchs aus – über 90 Prozent der Treibhausgasemissionen und über 95 Prozent der Gesamtumweltbelastung.
Und jetzt kommt der Hammer: Beurteilt man die Klimaschädlichkeit gemäss IPCC, macht bei eine Café Crème der Kaffee (1 Deziliter) nur zwei Drittel aus. Ein ganzes weiteres Drittel kommt vom Kaffeerahm (15 Milliliter). Dies zeigt eine Untersuchung des ZHAW-Instituts für Umwelt und Natürliche Ressourcen.
Es gibt auch noch eine andere Art, die Umweltbelastung zu berechnen, indem man die Umweltbelastung auch noch nach ihrer ökologischen Knappheit gewichtet. So berechnet macht der Kaffee 85 Prozent der Gesamtumweltbelastung aus, die Crème 15 Prozent.
Der symbolträchtige Streit um Kapsel oder nicht Kapsel ist typisch für Diskussionen um Umweltbilanzen. Es gibt nicht einfach Gut und Böse, sondern es kommt immer auf die Randbedingungen an. Und je nachdem kann man dann jene Studie auswählen, die einem gerade ins Weltbild passt – oder in die Bequemlichkeit des Alltags.
Was heisst das für Umweltbewusste? Wenn schon Kaffee, dann diskutiert über nachhaltigen Anbau – und über Crème oder Schwarz.
Der Faktist
