Das musst du wissen

  • Im Jahr 2017 kamen in der Schweiz 85 990 Kinder zur Welt. Mehr als die Hälfte auf natürlichem Weg.
  • Die Zahl der Dammschnitte zwischen Vagina und After sank deutlich. Trotzdem kam es nicht zu mehr schweren Komplikation
  • Auch gab es weniger Kaiserschnitte. Aber die Schweiz hat im europäischen Vergleich immer noch eine sehr hohe Zahl.

Der berüchtigte Schnitt zwischen Vagina und After – der Dammschnitt – wurde im Jahr 2012 noch bei einem Viertel aller natürlichen Geburten ausgeführt, 2017 war es nur noch bei einem Sechstel der Fall. Das zeigen aktuelle Zahlen des Bundesamts für Statistik. Der Rückgang macht Sinn, denn der Dammschnitt ist nur in den wenigsten Fällen medizinisch wirklich angezeigt (higgs berichtete darüber). Obwohl deutlich weniger Dammschnitte durchgeführt wurden, ist die Zahl der Frauen, die während der Geburt einen schweren Dammriss erlitten, nicht gestiegen. Bei gut der Hälfte aller natürlichen Geburten (54,7 %) kam es zu einem Dammriss, wobei es sich medizinisch gesehen in den allermeisten Fällen (94,7%) um eine leichte Schädigung handelte.

BFS – Medizinische Statistik der Krankenhäuser (MS)

Trend zu weniger medizinischen Interventionen

Allgemein scheint beim Gebären in der Schweiz wieder ein Trend in Richtung Natürlichkeit eingesetzt zu haben. Zwar fanden die 85 990 Entbindungen, die 2017 in der Schweiz durchgeführt wurden, praktisch alle (98,3 %) in Spitälern und Geburtshäusern statt. Aber mehr als die Hälfte der Kinder, nämlich 56,5 Prozent, erblickten das Licht der Welt auf rein normalem Weg über die Vagina ohne instrumentelle Hilfe. Etwa ein Drittel waren Kaiserschnittgeburten, bei etwa einem Zehntel kamen Saugglocke oder Geburtszange zum Einsatz.

Auch bei den Kaiserschnitten ist gegenüber dem Jahr 2014 ein leichter Rückgang von minus 1,4 Prozent zu verzeichnen. Jedoch belegt die Schweiz in Sachen Kaiserschnitt im europäischen Vergleich nach wie vor einen Spitzenrang. Am häufigsten wird er durchgeführt, wenn das Kind anstatt mit dem Kopf mit dem Becken voraus in den Geburtskanal geschoben wird, oder bei Mehrlingsgeburten. Eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen Kaiserschnitt haben Frauen mit Privatversicherung – von ihnen bringen 45 Prozent das Kind auf diese Weise zur Welt.

BFS – Medizinische Statistik der Krankenhäuser (MS)

Auch bei älteren Müttern geringes Risiko

Die Zahl der Kaiserschnitte dürfte künftig wieder zunehmen, weil das Alter der Mütter bei der Geburt kontinuierlich steigt. War 1970 noch etwa jede zehnte Gebärende 35 Jahre oder älter, trifft das heute bereits auf jede dritte zu. Hingegen gibt es kaum mehr Frauen, die mit weniger als 20 Jahren Mutter werden (1970: 3,6 %; 2017: 0,4 %).

Obschon aber bei höherem Alter das Risiko für die Frau steigt, ist die Müttersterblichkeit nach wie vor äusserst niedrig: Infolge Schwangerschafts- oder Geburtskomplikationen sind in der Schweiz zwischen 2007 und 2016 nur gerade 5 Frauen auf 100 000 erfolgreiche Geburten gestorben.

Wenig Lust auf Fortpflanzungsmedizin

Gemäss der Statistik ging die Zahl der Frauen, die sich einer Behandlung zur medizinisch unterstützten Fortpflanzung unterzogen, zwischen 2016 und 2017 um drei Prozent auf 5854 zurück und erreichte somit den tiefsten Stand seit 2007. Jedoch waren diese Behandlungen um einiges erfolgreicher: Die Zahl der Reagenzglas-Babys stieg im Jahr 2017 gegenüber dem Vorjahr um 1,2 Prozent auf 2188 Lebendgeburten. Davon waren 15,9 Prozent Mehrlingsgeburten.

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