Das musst du wissen

  • Über Kot und Urin landet das Coronavirus in der Kläranlage.
  • Um das Virus im Abwasser nachzuweisen, waren bisher sechs Kläranlagen Teil eines nationalen Forschungsprojekts.
  • Nun hat das BAG das Netz ausgebaut. Die Proben geben auch Aufschluss auf neue Virusvarianten.

Die Corona-Pandemie klingt in der Schweiz allmählich ab – doch das Überwachen der epidemiologischen Lage bleibt weiterhin wichtig. Dies geschieht hierzulande nicht nur durch das Beobachten der Infektionen und der hospitalisierten Patienten. Auch der Nachweis von Sars-CoV-2 im Abwasser ist ein wichtiger Pfeiler. In bislang sechs Kläranlagen hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Virenlast der Bevölkerung mit Proben ausgewertet. Anfang Jahr wurde dieses Netz ausgebaut – auf neu 103 Kläranlagen. Das BAG kommt in einer aktuellen Mitteilung zum Schluss: «Die Überwachung des Abwassers ist ein effizientes und zuverlässiges Mittel, um schnell einen Überblick über die Verbreitung von Sars-CoV-2 in weiten Teilen der Bevölkerung zu erhalten.»

Warum wir darüber sprechen. Das BAG gab kürzlich bekannt, dass das von den Instituten Eawag, EPFL und ETHZ gemeinsam durchgeführte Pilotprojekt zu einem nationalen Überwachungssystem wird. Dieses liefert zwei- bis sechsmal pro Woche Wasserproben und deckt etwa 70 Prozent der Schweizer Bevölkerung ab. Dieses Monitoring wird ab Juni auf dem Covid-Dashboard des Bundes öffentlich zugänglich sein.

Das Projekt. Das Eidgenössische Institut für Wasserwissenschaft und Technologie (Eawag) hat im Juni 2020 sein Projekt «Anwendung der Abwasserepidemiologie auf den Nachweis von Sars-CoV-2» gestartet. Ein etwas kontraintuitives Projekt, da Covid hauptsächlich eine Atemwegserkrankung ist. Doch an der Eawag schätzte man damals:

«Der menschliche Organismus scheidet einen beträchtlichen Teil des genetischen Materials des Virus (RNA) mit dem Stuhl aus. Indem wir Proben von häuslichem Abwasser sammeln und diese RNA darin bestimmen, können wir feststellen, ob es im Einzugsgebiet der Kläranlage Menschen gibt, die das Virus in sich tragen. Und wir können uns ein Bild davon machen, wie viele es sind.

Infolge der Zeit, die zwischen dem Auftreten von Symptomen und dem Bestätigen der Infektion durch einen Test vergeht, könnte die Analyse des Abwassers die Zirkulation des Virus in den betroffenen Gemeinden aufdecken. Also noch bevor die Daten der Tests an den Personen vorliegen.»

Seitdem ist aus dem Konjunktiv eine Gewissheit geworden: Das Projekt wurde im Februar 2021 in sechs Kläranlagen – in Altenrhein, Chur, Laupen, Lausanne, Lugano und Zürich – implementiert. Dadurch kann ein Einzugsgebiet von einer Million Menschen auf das Vorhandensein dieser RNA untersucht werden.

Durch das deutliche Erhöhen der Anzahl involvierter Kläranlagen auf 103 im Februar 2022 deckt das Monitoring nun einen Grossteil der Schweizer Bevölkerung ab und entwickelt sich zu einem nationalen System. Vor allem aber wird es zu einem Instrument der Früherkennung, wie die Eawag betont:

«Sars-CoV-2-RNA in Abwässern gibt Einblick in die Zirkulation besorgniserregender Varianten. Dies durch den gezielten Nachweis charakteristischer Mutationen, aber auch durch das Sequenzieren des gesamten Genoms.»

Die verfügbaren Daten. Die Eawag hat vier Dashboards entwickelt, mit denen die Viruslast überwacht wird:

  1. Die Konzentration der Sars-CoV-2-RNA (Anzahl der nachgewiesenen Genkopien),

Die gleichen Daten werden in den 103 ARAs des Netzwerks gesammelt und in das Covid-Dashboard des BAG integriert. Simon Ming, Pressesprecher, sagt dazu:

«Die Ergebnisse werden ab Juni 2022 einmal pro Woche, jeweils am Dienstag, angezeigt. Die genaue Form wird noch festgelegt.»

Dieser Beitrag wurde erstmals auf Heidi.news veröffentlicht. Er wurde von Ramona Nock aus dem Französischen übersetzt.

Heidi.news

Hier gibt es Wissenswertes aus der Westschweiz. Die Beiträge stammen von unserem Partner-Portal Heidi.news, wir haben sie aus dem Französischen übersetzt. Heidi.news ist ein Online-Portal, das im Mai 2019 lanciert wurde und das sich unter anderem auf die Berichterstattung über Wissen und Gesundheit spezialisiert. Die Partnerschaft zwischen Heidi.news und higgs ist durch eine Kooperation mit dem Schweizerischen Nationalfonds SNF entstanden.
Alle Beiträge anzeigen
Diesen Beitrag teilen
Unterstütze uns

regelmässige Spende