Das musst du wissen
- Die Schweiz kennt zwar klimaschützendes Verhalten, kann aber den Effekt einzelner Massnahmen schlecht einschätzen.
- Daher braucht es mehr Aufklärung über Klimaeffekte, damit die Bevölkerung auch die effektivsten Massnahmen umsetzt.
- Diesbezüglich können politische Debatten wie jene um das CO₂-Gesetz viel bringen, um das Wissen zu erhöhen.
Was trägt mehr zum Klimaschutz bei: Die Verwendung von Stofftaschen statt Plastiktüten oder der Verzicht auf Fleisch? Wenn du die Stofftasche als klimaschonender einschätzt, geht es dir wie der Mehrheit der Schweizer Bevölkerung. Dabei ist es in Wahrheit genau umgekehrt. Dass Wahrnehmung und Realität bei der Frage nach der Effizienz von Klimaschutz-Massnahmen weit voneinander entfernt liegen, zeigt eine neue Studie der ETH Zürich, die im Journal of Environmental Psychology veröffentlicht wurde.
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Studie: Knowledge, perceived potential and trust as determinants of low- and high-impact pro-environmental behavioursKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie untersuchte die Wahrnehmung von klimaschützenden Verhaltensmassnahmen sowie die Bereitschaft, diese umzusetzen. Welche Massnahmen von der Bevölkerung tatsächlich umgesetzt werden, hat die Studie jedoch nicht untersucht. Zudem gelten die Resultate nur für die Deutschschweiz und lassen sich nicht auf andere Sprachregionen übertragen.Mehr Infos zu dieser Studie...In einer Umfrage sollten die Teilnehmenden aus der Deutschschweiz den Effekt von neun verschiedenen Massnahmen einschätzen. Manche, wie der Einfluss von Fliegen und Autofahren, wurde richtigerweise als bedeutend beurteilt. In vielen Punkten lagen die Teilnehmenden aber falsch, beispielsweise bei einer nachhaltigen Ernährung oder bei der Reduktion des Stand-By-Stromverbrauchs.
Darüber hinaus zeigten sich interessante Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen: Politisch rechts eingestellte Personen schätzten den Einfluss von Massnahmen mit grossen Auswirkungen geringer ein als links denkende. Frauen bewerteten den Effekt verschiedener Verhaltensweisen im Vergleich zu Männern grundsätzlich als höher. Wenig überraschend waren diejenigen, deren Wissen über den Klimaschutz grösser war, eher dazu bereit Massnahmen mit grosser Auswirkung durchzuführen. Doch Wissen allein ist nur die halbe Miete – die Massnahmen müssen auch umgesetzt werden. Diesbezüglich zeigten Frauen ebenfalls eine höhere Bereitschaft, Massnahmen mit grossen Auswirkungen umzusetzen. Zudem waren politisch linke, gut informierte oder gebildete Personen tendenziell eher bereit, ihr Verhalten anzupassen.
Für die Umweltverhaltensforscherin Viktoria Cologna, Co-Autorin der Studie, ist damit klar: Die Aufklärung der Bevölkerung über die Prozesse, die das Klima schädigen, ist im Kampf gegen den Klimawandel unabdingbar. «Wenn wir die CO₂-Emissionen in den nächsten Jahrzehnten auf Null senken wollen, spielen die Konsumentinnen und Konsumenten eine grosse Rolle», sagt Cologna. «Wenn sie aber kein gutes Verständnis davon haben, wo sie ansetzen können, um das Klima zu schützen, wird das schwierig.»
Dass Aufklärung wirkt, zeige sich zum Beispiel beim Thema Flugreisen: Hier hätten die Teilnehmenden aus der Schweiz im Vergleich zu ähnlichen Studien in anderen Ländern den Einfluss gut eingeschätzt. Dies lässt sich wohl auf die Debatte um das CO₂-Gesetz im Frühsommer letzten Jahres zurückführen, welche zur gleichen Zeit wie die Befragung geführt wurde, vermutet Cologna: Damals wurde stark über Flugticketabgaben, aber auch über die Schädlichkeit des Fliegens diskutiert. Auch wenn das Gesetz abgelehnt wurde, der aufklärerische Effekt der politischen Debatte bleibt. Aber leider würden auch die politischen Organe oftmals ihre Empfehlungen vorwiegend auf Verhaltensarten mit geringem Klimaschutzpotenzial fokussieren. Für Cologna steht damit fest: «Auch in der Kommunikation von Regierungen sollte mehr Wert auf das Klimaschutzpotenzial von Verhaltensveränderungen gelegt werden.» Denn den Kampf gegen den Klimawandel kann die Politik nur gemeinsam mit der Bevölkerung gewinnen.
