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Lachen ist die beste Medizin, heisst es. Angebote wie Lachtrainings und Lachyoga sollen von Krankheiten heilen, unser Immunsystem stärken, Stress lindern, und uns glücklicher, entspannter und kreativer machen. Stimmt das?

Zunächst kommt es darauf an, wieso wir lachen. Denn die Mundwinkel heben wir in erster Linie, um zu kommunizieren. Wir lachen zum Beispiel auch, weil uns jemand sympathisch ist. Oder weil wir eine gefährliche Situation überstanden haben. Lustige Bemerkungen oder Komödien sind hingegen nur in rund 20 Prozent der Fällen Grund fürs Lachen.

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Mit diesem humorvollen Lachen beschäftigen sich Lachforscher. Heilende Wirkung haben diese zwar bisher nicht festgestellt. Auch dass gesünder ist, wer viel lacht, bleibt eine Spekulation. Lachen hat aber andere gut belegte Effekte.

Klar ist zunächst: Lachen aktiviert rund 300 Muskeln von Kopf bis Bauch. Wir atmen schneller als gewöhnlich und verbrauchen daher auch mehr Sauerstoff – je lauter wir lachen, desto mehr. Das erhöht den Sauerstofftransport im Blut und regt den Stoffwechsel an. Das Herz-Kreislauf-System wird aktiviert: Die Herzfrequenz und der Blutdruck steigen während dem Lachen an, wie eine Forschungsarbeit zeigte. Dieser Effekt hält aber nur wenige Sekunden an.

Eine andere Studie konnte nachweisen, dass die natürlichen Abwehrzellen im Blut ansteigen, wenn wir lachen. Ob dies unser Immunsystem nachhaltig stärken kann, ist aber unklar.

Lachen lindert Schmerzen

Obwohl die langfristige Wirkung des Lachens eher gering und noch weitgehend unbekannt ist, kann es unser Wohlbefinden durchaus verbessern: Schaust du zum Beispiel einen lustigen Film, kannst du besser Schmerzen aushalten, wie mehrere Studien bei Kindern und Erwachsenen zeigten. Unklar ist aber, wieso das so ist. Einige Studien gehen davon aus, dass die lustigen Szenen ablenken. Das tun auch neutrale oder traurige Filme und helfen so ebenfalls, Schmerzen leichter zu ertragen. Bei lustigen Filmen hält der Effekt aber länger an, wie Forschende aus Israel zeigen konnten. In einem Experiment mussten Probanden ihren Arm so lange wie möglich in eiskaltes Wasser halten: Dabei hielten sie es bei einem lustigen Film auch 30 Minuten nach dem Filmgucken noch länger aus, als vor dem Schauen. Die schmerzlindernde Wirkung hielt also über den Film hinaus an. Den Grund dafür sehen manche Wissenschaftler in den Endorphinen, den Glückshormonen, die wir beim Lachen ausschütten. Entscheidend scheint aber, dass wir das, was wir sehen, auch lustig finden. Ist das nämlich nicht der Fall, könnten die lustigen Filme sogar mehr Schmerzen zur Folge haben, wie Amerikanische Psychologen vermuten. Sie führten ein Experiment mit 78 Patienten durch, die gerade eine Operation hinter sich hatten und zeigten ihnen lustige oder seriöse Filme. Dabei kam heraus, dass diejenigen Probanden am meisten Medikamente benötigten, die sich die lustigen Filme nicht selber aussuchen konnten, und damit auch solche schauten, die ihnen nicht gefielen.

Entdecke deinen Sinn für Humor

Viel mehr als das Lachen selber, scheint sich jedoch ein guter Sinn für Humor im Alltag auszuwirken, besonders wenn wir ihn aktiv anwenden: Humorvolle Menschen sind zufriedener und können auch besser mit Stress umgehen, wie amerikanische Forschende zeigten. Dies fanden sie heraus, indem sie 120 Psychologiestudierende zu ihrer Art des Humors, ihrer Zufriedenheit, psychischen Belastung, Belastbarkeit sowie ihren Emotionen befragten. Dabei zeigte sich, dass die positiven Effekte nur bei dem sogenannt selbstaufwertenden Humor auftreten. Blossstellung und Spott sind also nicht wirksam.

Humorvoll in acht Wochen

Von der positiven Wirkung des Lachens kann theoretisch jeder profitieren. Denn Humor schlummert in jedem von uns, Humor kann jeder lernen.

Bereits in den frühen 90er Jahren erkannte der Humorforscher Paul McGhee, dass der Sinn für Humor aus einer Reihe von Gewohnheiten besteht, die man erwerben kann und stellte ein Humorprogramm mit geführten Trainings und Hausaufgaben zusammen. Darin geht es beispielsweise darum, seinen eigenen Sinn für Humor zu verstehen. Als Übung kannst du dir zum Beispiel verschiedene Komödien im Fernsehen anschauen und entscheiden, was dir am besten gefällt. Setzte dabei lustige Szenen, die du siehst, auch in Beziehung zu deinen eigenen Erfahrungen. Das hilft dir, im eigenen Alltagsleben bewusster lustige Situationen wahrzunehmen. Wichtig ist auch, dass man über sich selber lachen kann. Hierfür schlägt der Wissenschaftler vor, ein paar selbstironische Witze auswendig zu lernen und sie anschliessend vor Publikum zu erzählen.

Science-Check ✓

Studie: Training the sense of humor with the 7 Humor Habits Program and satisfaction with lifeKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Anzahl Probanden ist eher klein. Zudem meldeten sich die Teilnehmer selber – die Gruppe besteht als aus Personen, die fehlenden Humor bei sich wahrnehmen aber lernen wollen. Die charakterliche Grundausstattung kann den Erfolg eines solchen Training allerdings beeinflussen. Ob das Training generell bei allen funktioniert, ist also nicht bewiesen. Die Studie gibt aber Hinweise, dass das Programm funktionieren könnte.Mehr Infos zu dieser Studie...

Ob dieses Programm auch wirklich nützt, hat der Zürcher Psychologe Willibald Ruch von der Universität Zürich in einem Experiment getestet. Die Probanden bekamen während zwei Monaten wöchentlich zwei Stunden Humortraining in Gruppen. Die Teilnehmer erstellten zum Beispiel ihre eigene Humorbiographie, machten Rollenspiele und beschäftigten sich mit Humortheorie. Manche bekamen zudem Hausaufgaben.

Und es half: Die Versuchsteilehmer hatten nach dem Training mehr Sinn für Humor, mehr gute Laune, mehr positive Emotionen und waren zufriedener mit ihrem Leben – und das auch noch zwei Monate nach dem Training. Dabei machte es keinen Unterschied, ob zuhause weitergeübt wurde oder nicht – entscheidend waren die Gruppentrainings. Humor könnte man also lernen – und das am besten, wenn man gemeinsam lacht.

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