Das musst du wissen
- Lachgas trägt zur Erderwärmung bei – sein Anteil am globalen Treibhauseffekt beträgt 6 bis 9 Prozent.
- Es entweicht in die Atmosphäre, wenn in der Landwirtschaft Stickstoffdünger zum Einsatz kommt.
- Weil dieser oft im Überschuss eingesetzt wird, ist der Lachgasanstieg in den letzten Jahren stärker als bisher gedacht.
Das bekannteste Treibhausgas ist Kohlendioxid (CO₂), aber es ist bei weitem nicht das wirksamste: Lachgas (N2O) ist 300 Mal so treibhauswirksam wie CO₂ und trägt zwischen sechs und neun Prozent zum globalen Treibhauseffekt bei.
Nun zeigt eine Studie: Der Anteil des Lachgases in der Luft ist seit 2009 erheblich schneller anstiegen als vom Weltklimarat vorhergesagt. Dies berichtet ein internationales Forschungsteam im Fachjournal Nature Climate Change, welches Atmosphärendaten aus den Jahren 1998 bis 2016 ausgewertet hatte.
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Studie: Acceleration of global N2O emissions seen from two decades of atmospheric inversionKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Autoren berechnen einen höheren Emissionsfaktor als ihn der Weltklimarat anwendet. Allerdings schreiben sie, dass diese höhere Zahl auf zwei «Ausreisser» in den Datensätzen zurückgeht, aus den Jahren 2010 und 2013. Würde man diese nicht beachten, wäre der Emissionsfaktor nicht so gross. Selbst wenn man dieses Ergebnis also mit Vorsicht geniessen sollte, bleibt die Erkenntnis, dass die Emissionen wohl schon durch eine Vermeidung der Überdüngung reduziert werden könnten.Mehr Infos zu dieser Studie...Die grösste Quelle von Lachgas ist die Landwirtschaft. Hier kommt Stickstoffdünger zum Einsatz. Bisherige Klimamodelle des Weltklimarates gingen von einem Emissionsfaktor von 1,375 Prozent aus. Das ist der Anteil des Düngers, der als Lachgas in die Luft entweicht. Die neue Studie zeigt nun, dass der Lachgas-Ausstoss überproportional zunimmt, wenn Stickstoffdünger im Überfluss eingesetzt wird. Die Autoren schätzen einen globalen Emissionsfaktor von 2,3 Prozent. Der grösste Anteil des Lachgas-Anstiegs stammt aus Ostasien und Südamerika, während die Emissionen aus Europa und Nordamerika stabil sind.
Die Forschenden schlagen vor, die Klimamodelle des Weltklimarats den neuen Befunden anzupassen. Eine komplette Abschaffung der Lachgasemissionen scheine aber unrealistisch «und im Konflikt mit der Ernährungssicherheit», äussert Fortunat Joos, vom Oeschger Zentrum für Klimaforschung der Universität Bern gegenüber dem Science Media Center. Er sagt: «Lachgas hat eine beschränkte Lebensdauer von rund 120 Jahren in der Atmosphäre. Im Gegensatz dazu verbleibt ein Teil der CO₂-Emissionen über Jahrtausende in der Atmosphäre und die CO₂-Emissionen müssen Netto-Null erreichen, um die Klimaerwärmung zu bremsen.»
Aber Lachgas verändert nicht nur das Klima. Es zerfällt in der Stratosphäre zu Ozon-zersetzenden Substanzen. Somit ist der Anstieg des Lachgases auch eine Gefahr für die Ozonschicht.