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Die Unfruchtbarkeits-Behauptung wird mit verschiedenen Argumenten gestützt. Gehen wir denen mal auf den Grund. Bei den einen reicht ein einfacher Plausibilitätstest, bei den anderen braucht es Molekularbiologie.

Erstens: Dem Impfstoff seien Hormone oder sonstige Stoffe beigemischt, die Frauen unfruchtbar machen. Um diese Behauptung auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, fragen wir zuerst mal nach der Quelle. Gibt es Belege? Hat ein unabhängiges Labor eine chemische Analyse gemacht und unfruchtbar machende Stoffe nachgewiesen? Wenn nein, worauf sonst stützt sich die Behauptung? Wenn es keine Quelle gibt, können wir auf die Behauptung nicht eingehen.

Weiter kann man die Behauptung auch mit der Frage nach der Plausibilität prüfen: Wie wäre es zu erklären, dass die Zulassungsbehörden diese Stoffe übersahen? Hier kommt dann wahrscheinlich schnell die Erklärung, dass die Behörden diese Stoffe eben verheimlichen. Da muss man fragen: Alle Behörden aller Länder, wo die Impfung bereits zugelassen ist, verheimlichen das? Ja klar, die stecken alle unter einer Decke. Welches Interesse hätte die Gesundheitsbehörde eines Landes, seine Bevölkerung unfruchtbar zu machen? Auf diese Frage gibt es sicher eine abenteuerliche Erklärung. Dann fragt man: Warum denn die Behörden so verschiedener Länder und politischer Systeme wie USA, China, Russland, Deutschland und Schweiz alle dasselbe Interesse hätten, wo sie doch sonst bei den meisten Themen ziemlich weit auseinander liegen. Und wer die alle koordiniert, wo sonst für internationale Koordination Jahre und viele Konferenzen nötig sind.

Das zweite Argument gibt sich da schon etwas wissenschaftlicher. Es wird behauptet, dass die Impfung unser Immunsystem trainiert, das Spike-Protein des Virus zu erkennen. Dieses Protein sei einem natürlichen Protein sehr ähnlich, welches bei der Entstehung der Plazenta eine wichtige Rolle spielt. Das so genannte Syncytin-1.

Syncytin-1 gibt es tatsächlich und ist richtig beschrieben. Aber um dieses Argument zu prüfen, reicht wieder eine einfache Plausibilitätsüberlegung. Nicht nur die Impfung trainiert unser Immunsystem auf das Spike-Protein. Das tut auch die Infektion mit Sars-CoV-2. Das heisst also, dass alle Frauen, die eine Covid-Infektion hatten, Gefahr laufen, unfruchtbar zu werden. Tun sie aber nicht. Das wurde in unzähligen Studien untersucht.

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Drittens kommt dann das Heavy-Wissenschafts-Argument. Es wird behauptet, das Spike-Protein und das Syncytin-1 seien in ihrer Struktur sehr ähnlich. Das zu überprüfen, braucht ziemlich tiefe Kenntnis in Molekularbiologie. Das erspare ich euch hier. Aber wen es wirklich interessiert, der kann das googlen: Aminosäurestruktur Spike und Syncytin-1 eingeben und die beiden vergleichen. Die Übereinstimmung ist so gering, wie sie es bei irgendeinem anderen Protein auch wäre. Oder anders gesagt, wenn man zwei Seiten eines Buches übereinanderlegt, werden da irgendwo einige Buchstaben an derselben Stelle sein. Von sehr ähnlich zu reden, ist also nicht angebracht.

Und darum ist auch auszuschliessen, dass unser Immunsystem nach der Impfung oder einer durchgemachten Covid-Erkrankung das Syncytin-1 angreift, welches für die Entstehung der Plazenta so wichtig ist. Also komplette Entwarnung. Die Covid-Impfung macht nicht unfruchtbar.

Der Faktist

Der Faktist schaut ganz genau hin. Im Dschungel der wissenschaftlichen Studienresultate behält er den Überblick. Zeigt, was zusammenhängt. Und was einfach nicht aufgeht. Der Faktist ist Beat Glogger, Gründer und Chefredaktor von higgs. Jeden Dienstag als Sendung auf Radio 1 und als Video auf higgs.
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