In den Kinderzimmern vieler Mädchen finden sich Spielzeug-Prinzessinnen, die aus Disney-Zeichentrickfilmen stammen. Insgesamt elf solche Figuren verkauft der Filmkonzern. Ob sich das Geschlechter-Verständnis von Kindern verändert, wenn sie mit Prinzessinnen-Figuren spielen, haben Forscher der amerikanischen Brigham Young University untersucht. Sie befragten 198 drei- bis sechsjährige Buben und Mädchen zu ihren Spielzeugvorlieben und beobachteten ihr Verhalten. Nach einem Jahr wiederholten die Forscher ihre Untersuchung. Sie fanden heraus, dass Mädchen, die mehr als einmal pro Woche mit den Disney-Prinzessinnen gespielt hatten, dem weiblichen Stereotyp viel stärker entsprachen als solche, die sich mit anderem Spielzeug beschäftigten: Erstere hantierten lieber mit Tee-Sets und Spielzeugküchen, als dass sie zum Beispiel auf Bäume kletterten oder mit Holzwerkzeug spielten.

Was bedeutet das für die Mädchen? «Grundsätzlich können Mädchen mit den gleichen Dingen spielen wie Buben», sagt Fabienne Amlinger, Geschlechterforscherin an der Uni Bern. Doch der ursprünglich breite Horizont von Mädchen werde durch das Spielen mit Prinzessinnen eingeschränkt. Woher die Vorliebe für die Figuren komme, sei allerdings schwer zu sagen: «Neben der Werbung haben auch die Eltern einen Einfluss – oft unbewusst», sagt Amlinger.

Dass die Einstellung der Eltern eine wichtige Rolle spielt, glaubt auch Yves Burger, Geschäftsführer von Franz Carl Weber. Drei Viertel seiner zahlenden Kunden sind Frauen – vor allem Mütter und Grossmütter. «Sie übertragen ihre Weltsicht auf die Kinder auch durch die Art des Spielzeugs, das sie für sie auswählen.»

Die Erstversion dieses Beitrags erschien am 8. Juli 2016.
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