Das musst du wissen
- Sowohl Meditation als auch psychoaktive Substanzen können zu einem Gefühl der Selbst-Auflösung führen.
- Ein Experiment der Uni Zürich zeigt: Beides zusammen führt zu einer langanhaltenden positiven Wirkung auf die Psyche.
- Aber die Probanden hatten viel Meditations-Erfahrung – das trug massgeblich dazu bei, dass es keine Horror-Trips gab.
Sich fünf Tage zurückziehen, meditieren und bewusstseinserweiternde Substanzen konsumieren: Das hört sich nach der ultimativen Hippie-Fantasie an. Doch wenn man sieht, was es bewirken kann, drängt sich die Frage auf: Gäbe es dafür eine medizinische Anwendung?
Wie Forschende der Universität Zürich aufzeigen, führte die Kombination von Achtsamkeits-Meditation und der halluzinogenen Substanz Psilocybin unter anderem zu einer positiveren Einstellung zum Leben und besseren sozialen Funktionen – und das noch vier Monate später.
Für die Studie, die in der Fachzeitschrift NeuroImage veröffentlicht wurde, wurden 38 Menschen während eines fünftägigen Meditations-Retreats in zwei Gruppen unterteilt: Eine erhielt am vierten Tag eine Dosis Psilocybin, die zweite ein Placebo, also eine Kapsel ohne Wirkung.
Grenzen zwischen Selbst und Aussenwelt gelockert
Vorher und nachher wurden ihre Hirnaktivität mit einer funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) gemessen. Eine Gruppe von Hirnarealen hat die Forschenden besonders interessiert: Das sogenannte Ruhezustandsnetzwerk, das bei der Wahrnehmung zu unserem Selbst eine Rolle spielt.
Die Gruppe, die das Psilocybin erhalten hatte, spürte eine Lockerung der Grenzen zwischen sich und der Aussenwelt. Die Forschenden führen dies auf den Einfluss der Substanz auf das Ruhestandsnetzwerk zurück. «Diese Erfahrung kann positive Auswirkungen haben, da sie die gewohnten Perspektiven auf uns selbst, das Leben und andere vorübergehend verändern kann», sagt der Co-Autor Lukasz Smigielski.
Dies führte laut der Studie auch zu den positiven Veränderungen, die nach vier Monaten immer noch anhielten. Diese wurden mit einem Fragebogen ermittelt, der psychosoziale Funktionen erfasst: Dazu gehören unter anderem die Einstellung zum Leben, der Stimmung, der Umgang mit anderen und einer erhöhten Spiritualität.
Das Therapie-Potenzial von Psychedelika
Was jedoch zu sagen ist: Alle 38 Probanden waren sehr erfahren im Meditieren – die Resultate lassen sich also nicht ohne Weiteres auf andere Personen übertragen. «Die Teilnehmer haben im Durchschnitt 5000 Stunden an formaler Meditationspraxis angegeben», sagt Smigielski. «Meditierende können die von Psychedelika ausgelösten emotionalen Prozesse anscheinend besser regulieren, einschliesslich möglicher dysphorischer Effekte.» So bezeichnet die Fachsprache Horror-Trips mit Angstzuständen oder ähnlichen negativen Erfahrungen. Solche wurden in dieser Studie aber nicht beobachtet.
Dennoch könnte die Forschung mit psychoaktiven Substanzen eines Tages therapeutisch genutzt werden. Das naheliegende Beispiel sind Depressionen. Doch es gibt laut Smigielski noch mehr Möglichkeiten: «Einige wissenschaftlichen Studien weisen darauf hin, dass es auch Menschen mit Suchtproblemen oder Angst vor dem Tod am Lebensende helfen kann».