Sie sind giftig, krebserregend und deshalb seit 2001 weltweit verbo­ten. Die sogenannten polychlo­rierten Biphenyle (PCB) sind ein Gemisch aus über zweihundert verschiedenen, künstlich hergestellten Chlorverbindungen. Während Jahrzehnten gelangten sie in die Umwelt und sind noch heute in Luft, Boden und Wasser zu finden. Bisher ging man davon aus, dass die Verschmutzung aufgrund des Verbotes allmählich abnimmt.

Geschwächte Tiere

Doch nun haben britische Forschende festgestellt, dass Meeressäuger wie Grosse Tümmler, Schweinswale und Orcas in europäischen Gewässern viel stärker mit PCB belastet sind als bisher angenommen. Dazu analysierten die Forschenden  Fettgewebe von mehr als tausend Tieren, die an Küsten Europas gestrandet waren. Gemessen wurden Werte von bis zu 200 Milligramm PCB pro Kilogramm Fettgewebe – weit mehr als die Konzentration von 40 Milligramm, die bereits als giftig gilt.

PCB greifen die Leber an, verringern die Fruchtbarkeit und schwächen das Immunsystem. «Das kann die Tiere anfällig für Infektionen machen, an denen sie schliesslich sterben», sagt Detlef Schulz­-Bull vom Leibniz­ Institut für Ostseeforschung in Warnemünde. Dadurch könnten PCB zum Rückgang vieler Delfinarten beitragen.

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Heute werden die Substanzen zwar nicht mehr hergestellt, kommen aber unter anderem in alten Kondensatoren und Transformatoren vor. Werden diese nicht fachgerecht entsorgt, können PCB austreten und ins Grundwasser, in Flüsse und schliesslich ins Meer gelangen. Sie sind schlecht abbaubar, reichern sich im Fettgewebe an und werden in der Nahrungskette von Tier zu Tier weitergegeben. Darum sind Meeressäuger am stärksten belastet.

Obwohl PCB in der Schweiz bereits seit 1986 verboten sind, gelangen sie auch hier noch immer in die Umwelt. So entdeckte man beispielsweise im Jahr 2007 bei Fischen in der Saane im Kanton Freiburg zu hohe PCB­-Werte. Die Gifte traten aus einer Abfalldeponie aus. Zwar wurde diese sofort saniert, doch in der Saane sind die Gifte heute noch messbar.

Wo überall ausrangierte PCB­-haltige Geräte noch zu finden sind, kann niemand genau sagen. Schätzungen zufolge rotten rund 1,1 Millionen Tonnen allein in Europa vor sich hin.

«Es wird noch Hunderte von Jahre dauern, bis die Verschmutzung weltweit verschwunden ist», sagt Umweltwissenschaftlerin Anna Sobek von der Universität Stockholm. Sie untersuchte Sedimente aus der Ostsee auf PCB und stellte fest, dass deren Konzentrationen seit Jahren stabil bleiben.

Die britischen Forscher fordern deshalb die EU auf, effektivere Massnahmen zu ergreifen, um eine weitere Verschmutzung zu verhindern.

Die Erstversion dieses Beitrags erschien am 5. Februar 2016.
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