In verschiedenen Zeitungsartikeln, bei Wikipedia und auch noch in einigen wissenschaftlichen Publikationen steht, dass auf eine menschliche Körperzelle zehn Bakterien kommen – und der Mensch besteht immerhin aus rund 30 Billionen Zellen. Diese Schätzung stammt aus den 1970er-Jahren und hält sich bis heute hartnäckig, obwohl sie längst überholt sein dürfte. Wissenschaftler aus Israel und Kanada haben vor rund zwei Jahren eine neue Schätzung veröffentlicht. Sie gehen davon aus, dass auf eine Körperzelle in etwa 1,3 Bakterien kommen. Nach einem Toilettengang könnte der Mensch zahlenmässig also wieder für kurze Zeit die Nase vorn haben im eigenen Körper.

99 Prozent der Bakterien befinden sich übrigens im Darm, andere leben zum Beispiel auf der Haut, im Speichel, im Zahnbelag sowie im Magen. Die meisten Bakterien sind unsere Freunde. Sie helfen bei der Verdauung und unterstützen unser Immunsystem. Sie sind ein kleiner Trainingspartner für unser Abwehrsystem – und verhindern einfach schon durch ihre Masse, dass sich schädliche Bakterien ungehemmt ausbreiten können.

Seit Millionen Jahren in uns

Einige Bakterien, die in Symbiose mit uns leben, haben es sich seit Millionen von Jahren in uns – und natürlich in unseren Vorfahren – gemütlich gemacht. Forschende der Uni von Texas haben Bakterien aus Kotproben von US-Bürgern sowie von Schimpansen aus Tansania, Gorillas aus Kamerun und Bonobos aus dem Kongo untersucht und verglichen. Sie fanden heraus, dass sich einige Mikroben parallel zu ihren Wirten entwickelt haben. Die Ergebnisse der Forscher zeigen etwa, dass sich die Bakterien von Mensch und Gorilla vor 15,6 Millionen Jahren auseinanderentwickelt haben – also zur selben Zeit, als sich die Gorilla-Linie von den übrigen Hominiden trennte. Die Bakterien passten sich an ihre jeweiligen Lebensbedingungen an – und siedelten in der Folge kaum noch auf andere Wirte über. Die Forschenden haben hier ein Paradebeispiel für die Koevolution von Wirt und Bakterie gefunden. Es ist fast rührend: Obwohl es um uns herum eine ungeheure Vielzahl an Bakterien gibt, die wir neu aufnehmen könnten, sind uns einige seit Millionen von Jahren treu geblieben. Und wir ihnen.

Dieser Beitrag erschien erstmals im doppelpunkt.
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