Beton ist weltweit der beliebteste Baustoff. Doch das Material hat einen Nachteil: Es bekommt mit der Zeit Risse, durch die Wasser eindringen kann. Dadurch können im Beton eingebaute Stahlträger anfangen zu rosten. Im Extremfall wird ein Bauwerk dann instabil und stürzt ein.

Verhindern soll das zukünftig eine Erfindung von Forschern der Universität Delft in den Niederlanden. «Unser Beton ist in der Lage, sich selbst zu heilen», sagt Materialwissenschaftler Damian Palin. Möglich machen das mikroskopisch kleine Helfer, welche die Forschenden in den Beton mischen: Bakterien. Diese werden bei Berührung mit Wasser aktiv und produzieren Kohlendioxid, das mit im Beton enthaltenen Kalziumverbindungen reagiert. Dadurch entsteht Kalk, der sich in den Rissen ablagert und sie verschliesst. So kann kein weiteres Wasser eindringen, und die Stahlkonstruktion wird geschützt. Für den selbstheilenden Beton sind nur ganz bestimmte Bakterien geeignet. «Sie müssen Extrembedingungen standhalten», sagt Palin. Denn im Beton herrscht ein stark alkalischer pH-Wert, ähnlich wie in einer Lauge. Bakterien, die ihn ertragen, fanden die Forscher in sogenannten Natronseen, deren Wasser ätzend ist.

Gut verpackt in Kapseln

Damit die Bakterien viele Jahre im Beton überdauern können, verpacken die Forscher sie zusammen mit Nährstoffen in kleine Kapseln. Diese lassen sich in gewöhnlichen Beton mischen und lösen sich erst bei Kontakt mit Wasser auf.

Einen Nachteil hat der selbstheilende Baustoff jedoch: Er ist weniger stabil als herkömmlicher Beton. «Deshalb wird er diesen nicht ersetzen, sondern nur in speziellen Fällen zur Anwendung kommen», sagt Materialforscher Palin. Etwa bei Bauten, die schwer zugänglich sind und nur mit grossem Aufwand repariert werden könnten.

Die Erstversion dieses Beitrags erschien am 27. Mai 2016.
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