Das musst du wissen

  • Der Mount Everest ist mit 8850 Metern über Meer der höchste Berg oberhalb des Ozeans.
  • Forschende fanden in Schnee- und Gewässerproben Mikroplastik-Partikel.
  • Dabei handelt es sich vor allem um Kleinstfasern von Outdoor-Textilien.
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Den Mount Everest zu besteigen ist der Traum von so manchem Kletterer. Und dieser Traum geht immer häufiger in Erfüllung: 660 Bergsteiger erklommen die Bergspitze im Jahr 2019, sie liegt auf 8850 Metern über Meer. Längst ist der Mount Everest zu einem Touristenmagnet geworden – und damit zu einer Abfallhalde. Auf dem Weg zur Spitze lassen viele alte Zelte, Seile und Sauerstoffflaschen zurück. Forschende wollten nun herausfinden, wie viel Mikroplastik sich auf dem Dach der Welt sammelt und haben eine aufwändige Exkursion durchgeführt. Die Resultate haben sie im Fachmagazin One Earth publiziert.

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Studie: Reaching New Heights in Plastic Pollution—Preliminary Findings of Microplastics on Mount Everest KommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Anzahl der Proben ist sehr klein, die Resultate sind also als Hinweise für künftige Forschungsfragen zu sehen und mit Vorsicht zu geniessen. Die kleine Stichprobe erklären die Autoren mit dem extremen Aufwand, der mit dem Sammeln einherging.Mehr Infos zu dieser Studie...

Die Forschenden nahmen auf dem Mount Everest im Frühling 2019 elf Schneeproben und acht Wasserproben von herabfliessenden Flüssen. Diese Proben untersuchten sie dann im Labor der Universität Plymouth. Sie filterten Partikel, die kleiner als fünf Millimeter und grösser als 30 Mikrometer waren. In allen Schneeproben befanden sich Mikroplastik-Partikel, im Schnitt waren es 30 Partikel pro Liter Schnee. Im Flusswasser war viel weniger Mikroplastik vorhanden: Nur in drei von acht Proben fanden die Forschenden Partikel. Zum Vergleich: In den Schweizer Alpen fanden Wissenschaftler 190 Mikroplastik-Partikel pro Liter, im europäischen Schnee des Flachlandes 190 – 154 000 Mikropartikel pro Liter.

Das häufigste gefundene Mikroplastik war Polyester, gefolgt von Acryl, Nylon und Polypropylen. Es handelte sich dabei fast immer um Fasern. Die Forschenden vermuten daher, dass es sich bei dem Mikroplastik mehrheitlich um Abrieb der Outdoor-Kleidung handelt, welche die Touristen tragen. Eine frühere Studie ergab, dass Kleidung aus synthetischen Textilien während 20 Minuten, in denen sie getragen wird, bis zu 400 Mikroplastik-Partikel pro Gramm Textil an die Umwelt abgibt. Es sei aber auch nicht ausgeschlossen, dass Partikel über den Wind an die abgelegensten Orte der Welt transportiert würden.

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Die Auswirkung von Mikroplastik auf Mensch und Umwelt ist umstritten und noch zu wenig erforscht. Dass er in und um uns aber zuhauf vorkommt, löst unter Forschenden, Politikerinnen und Aktivisten grosse Bedenken aus. Die Autoren warnen nun davor, dass sich Mikroplastik selbst an den hintersten Winkeln der Welt ansammelt – vor allem durch Kleidung. Studienautor Richard Thompson, Professor an der International Marine Litter Research Unit der Universität Plymouth, fasst in einer Mitteilung zusammen: «Unsere Studie weist auf die Bedeutung hin, Materialien zu entwickeln, welche die Vorteile von Plastik besitzen aber nicht dessen schädliche und langlebige Eigenschaften haben».

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