Rund ein Viertel der Menschen in der Schweiz leidet regelmässig an Migräne-Anfällen. «Manche so stark, dass Schmerzmittel gar nicht mehr helfen», sagt Reto Agosti, Neurologe und Migränespezialist am Kopfwehzentrum Hirslanden. Häufig versuchen Ärzte die Behandlung deshalb mit nicht-medikamentösen Mitteln zu unterstützen, etwa mit Entspannungsübungen. Wie gut manche davon wirken, haben Forscher der Universität Massachusetts untersucht.

Sie liessen 92 an chronischer Migräne leidende Probanden einen Monat lang eine von vier verschiedenen Techniken ausführen: die «progressive Muskelrelaxation» sowie drei Meditationsformen, in denen sich die Probanden auf verschiedene Botschaften konzentrierten. Jeden Tag übten die Testpersonen 20 Minuten lang und führten ein Kopfschmerz-Tagebuch. Die Tagebücher zeigten: Alle Patienten hatten unverändert starke Migräne-Attacken, nahmen aber insgesamt etwas weniger Schmerzmittel ein. Einzig bei jener Meditation, die spirituelle Sätze beinhaltete – etwa «Gott ist Friede» – sank bei den Patienten auch die Häufigkeit der Attacken.

Gegenüber diesen Resultaten ist Migränespezialist Reto Agosti allerdings vorsichtig: «Ein Beobachtungszeitraum von einem Monat ist zu kurz, um solche Effekte verlässlich zu belegen.» Er hält es für möglich, dass die spirituelle Meditation bei religiösen Menschen einen stärkeren Placebo-Effekt auslöst und deshalb besser hilft. Aber: «Welche Technik gut funktioniert, ist abhängig vom Menschentyp.» Agosti selbst empfiehlt seinen Patienten etwa autogenes Training oder das sogenannte Focusing, eine Art leichte Hypnose. Ziel der Übungen ist, dass die Patienten ihren Körper besser beobachten und auch beeinflussen können – etwa Atmung und Puls verlangsamen. «Das hilft ihnen, Stress abzubauen, und so Migräne-Anfällen vorzubeugen.»

Die Erstversion dieses Beitrags erschien am 16. September 2016.
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