Der internationale Handel mit Pflanzen und pflanzlichen Produkten wächst. Parallel zu diesem Wachstum steigt die Gefahr einer Invasion durch gebietsfremde Pflanzenschädlinge. «Dadurch entsteht weltweit eine grosse Bedrohung für die Pflanzengesundheit», erklärt Simon Blaser von Agroscope, dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung. Um auf diese und andere Bedrohungen aufmerksam zu machen, habe die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO das «Internationale Jahr der Pflanzengesundheit 2020» lanciert.
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In der Schweiz werden importierte Pflanzen und pflanzliche Produkte von den Inspektoren des Eidgenössischen Pflanzenschutzdienstes EPSD an den Flughäfen Zürich und Genf auf Schädlingsbefall überprüft.

«Wenn die Importware von einem lebenden, in der Schweiz nicht heimischen besonders gefährlichen Schädling, einem sogenannten Quarantäneorganismus, befallen ist, muss die ganze Lieferung vernichtet werden», so Blaser. Bei einem Verdacht auf Befall mit einem solchen Quarantäneorganismus muss deshalb rasch eine Identifikation durchgeführt werden, um diesen Verdacht zu bestätigen. Da es sich aber bei den entdeckten Organismen meistens um Larven – wie zum Beispiel Fliegenmaden – handelt und nicht um ausgewachsene Insekten, können sie anhand äusserer Merkmale nicht identifiziert werden.

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Deshalb hat Blaser zusammen mit anderen Forschern von Agroscope für die häufigsten Quarantäneorganismen einfache genetische Schnelltests entwickelt, die seit einiger Zeit vor Ort an den Flughäfen Zürich und Genf eingesetzt werden. Gen-Schnelltests wurden bisher für Quarantäne-Arten der folgenden vier Insektenfamilien entwickelt (Bilder anklicken):

Die Gen-Schnelltests können in wenigen Schritten durchgeführt werden. Bereits nach einer halben Stunde zeigen sie an, ob die Verdachtsprobe positiv war.

Dank der Gen-Schnelltests können die Inspektoren sehr rasch entscheiden, ob die Ware vernichtet werden muss oder ob sie importiert werden darf. Diese rasche Entscheidungsfindung ist auch hinsichtlich der Verderblichkeit der Ware sehr wichtig.

Was tun, wenn der Gen-Schnelltest nicht anspricht?

«Wenn der Gen-Schnelltest kein positives Resultat produziert, bedeutet dies nicht, dass der Organismus unschädlich ist. Vielmehr deutet es darauf hin, dass die Probe einer Art angehört, für die noch kein Gen-Schnelltest entwickelt wurde», erklärt Blaser. Eine solche Probe wird zur Identifikation an das Referenzlabor von Agroscope in Wädenswil gesendet. Dort können mit einer anderen genetischen Methode, dem sogenannten DNA-Barcoding, alle Organismen identifiziert werden, also auch jene, für die noch keine Gen-Schnelltests existieren. Barcoding heisst die Methode, weil mit Hilfe eines Standard-Gen-Abschnitts die meisten Insektenarten identifiziert werden können. DNA-Barcoding ist aufwändiger als ein Gen-Schnelltest, eine Analyse dauert in der Regel ein bis zwei Tage.

Dieses zweistufige Diagnosesystem, mit dem Gen-Schnelltest vor Ort am Flughafen und dem DNA-Barcoding im Referenzlabor, eliminiert alle bedeutenden Fehlerquellen. «Diese Zuverlässigkeit und die rasche Entscheidungsfindung durch die Gen-Schnelltests machen das Agroscope Diagnosesystem zu einem wertvollen neuen Instrument für die Pflanzenschutzinspektoren», so Blaser, «im Bereich der Importdiagnostik ist diese genetische Diagnostik vor Ort ein grosser Fortschritt, und die Anwendung direkt am Flughafen ist bisher weltweit einzigartig.»

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