Das musst du wissen

  • Bei Magnetstimulation aktivieren magnetische Impulse das Stimmungsareal im Gehirn von depressiven Patienten.
  • Laut Studien reduzieren sich nach einer solchen Behandlung die Symptome bei der Hälfte der Patienten erheblich.
  • Nun gelang es Forschenden, die Dauer des Verfahrens auf drei Minuten zu kürzen.

Etwa jeder zwanzigste Erwachsene in der Schweiz leidet unter mittleren bis schweren Depressionen. Bei einigen Betroffenen erweisen sich Antidepressiva als nutzlos oder lösen starke Nebenwirkungen aus. Eine Alternative ist die sogenannte Magnetstimulation. Dabei stimulieren von aussen angelegte magnetische Impulse die vordere linke Gehirnhälfte eines Patienten. Dort befindet sich das Stimmungsareal, das bei depressiven Menschen weniger aktiv ist als bei gesunden – die Magnetimpulse rütteln es sozusagen wach.

Eine solche Behandlung dauerte bisher eine gute halbe Stunde. Diese Zeit versuchten kanadische Psychiater nun zu verkürzen, indem sie verschiedene Impuls-Rhythmen ausprobierten. So fanden sie eine Form der Stimulation, dank der die Behandlungsdauer auf rund drei Minuten sinkt – mit demselben Effekt für die Patienten.
Der Clou: Die Magnetimpulse stimulieren das Gehirn nicht mehr in regelmässigen Abständen, sondern in Paketen von drei hochfrequenten Stössen. Die neue Behandlungsform testeten die Forschenden in einer grossen Studie an rund 400 depressiven Patienten. Bei der Hälfte von ihnen reduzierten sich dadurch die Symptome um 50 Prozent, bei einem Drittel verschwanden sie vorübergehend sogar vollständig.

Dank der kürzeren Behandlungsdauer sinken die Kosten pro Sitzung, schreiben die Forschenden. Zudem können sich schwer kranke Patienten mehrmals pro Tag behandeln lassen, was den Effekt erhöhen dürfte. In der Schweiz wenden bereits einzelne Ärzte dieses Verfahren an. Allerdings: Die Kosten dafür übernehmen die Krankenkassen noch nicht.

higgs-Gründer Beat Glogger hat während ein paar Wochen ein Gerät ausprobiert, mit dem man das Gehirn elektrisch stimulieren kann. Über seine Erfahrungen sowie über Nutzen und Risiken der Gehirnstimulation redet er im Interview mit Nicole Wenderoth, Professorin für Neuronale Bewegungskontrolle an der ETH Zürich.

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