Michelle Sandmeier für den «BernetBlog», 7. September 2018

Seit dem Januar 2018 ist higgs online. Die neue Plattform verspricht: «Hier findet ihr alles aus der Welt des Wissens – vom kleinen Häppchen bis zur grossen Geschichte. Unsere Mission: Wissenschaft verständlich und attraktiv aufbereiten. Niemals sind wir aber bereit, der Attraktivität die Korrektheit zu opfern.» Gründer und Chefredaktor Beat Glogger hat uns mehr über die Idee von higgs erzählt.

Was macht ihr anders als andere?

Wir produzieren Inhalte aus der Welt des Wissens, publizieren sie auf der Plattform higgs.ch, geben sie aber auch unentgeltlich an Zeitungen ab, die sich keine eigene Wissen-Redaktion mehr leisten können. Wir produzieren Text/Bild, Video und eine Live-Veranstaltung (Wissenschaft persönlich). So kommen wir auf eine sehr grosse Reichweite.

Wie kommt ihr zu Geschichten?

Da unterscheiden wir uns in nichts von einer «normalen» Redaktion. Wir haben Newsletter abonniert, lesen ausländische Medien, verfolgen die Websites einschlägiger Institutionen, überlegen uns, was aus der Aktualität heraus eine drängende Frage ist, die eine Geschichte ergeben könnte, wir besuchen Veranstaltungen und wir haben gute Kontakte zu Expertinnen und Experten.

Wie finanziert ihr euch?

Aktuell sind wir teilweise durch die Gebert Rüf Stiftung finanziert. Zusätzlich investiere ich durch meine Firma, Scitec-Media, einen beträchtlichen Betrag. Das funktioniert, weil wir auch bestehende Geschichten und das Buch «Zürcher Pioniergeist» verwerten können.

Mittel- und längerfristig streben wir eine Finanzierung über die gemeinnützige Stiftung «Wissen für alle» an, die momentan gegründet wird. Weil die Gratiskultur und Fake News derart um sich greifen, sagen wir: auch Fakten müssen gratis sein. Wissen ist Allgemeingut. Und dessen Bereitstellung muss von jenen Parteien bezahlt werden, die ein Interesse an aufgeklärten Bürgern haben. Deswegen suchen wir für die Stiftung finanzielle Unterstützung von Hochschulen, der Wirtschaft, der öffentlichen Hand, anderen Stiftungen und der Community.

Was war im letzten Jahr der grösste Entwicklungsschritt?

Das Grösste war, dass wir überhaupt live gingen. Wir haben kein Budget für Entwicklung. Die ganze Plattform wurde von einem unserer Redakteure programmiert. Das anfängliche Word-Press-Theme wurde uns bald zu eng. Der Kollege hat über die Sommerferien ein eigenes Theme entwickelt, das nun unsere Bedürfnisse erfüllt. Wir haben auch kein Budget für Marketing. Trotzdem steigen unsere Besucherzahlen auf der Web-Plattform und auf Facebook kontinuierlich.

higgs

Wohin geht es – wo wollt ihr noch ausbauen?

Wir wollen nun die Finanzierung stabilisieren. Noch sind wir nicht über den Berg. Dann werden wir noch viel mehr Video-Inhalt anbieten, die laufen gut. Weiter erobern wir die französischsprachige Schweiz und planen die Ausdehnung nach Deutschland und Österreich. Doch das wird nicht gleich morgen sein.

Unser Fazit

Als Online-Wissenschaftsmagazin positioniert sich higgs deutlich – offensichtlich erfolgreich. «Fakten müssen gratis sein» entspricht dem Zeitgeist. Mit der kostenlosen Abgabe seiner Inhalte an andere Zeitungen zeigt higgs, dass es diese Überzeugung lebt. Nur: «There’s no such thing as a free lunch», wie es in den Wirtschaftswissenschaften heisst. Das gilt auch für Inhalte. Auf die eine oder andere Weise bezahlt immer jemand dafür. Wird die Finanzierung durch eine eigene Stiftung langfristig erfolgreich sein? Kann sichergestellt werden, dass die Organisationen und Firmen hinter der Stiftung keinen Einfluss auf die Inhalte von higgs nehmen? Es wird sich zeigen. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

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