Das musst du wissen

  • Manche Menschen halten ihr Gewicht leichter als andere. Gene könnten dabei eine entscheidende Rolle spielen.
  • Forschende haben Genregionen entdeckt, die mit Schlanksein in Zusammenhang stehen und die nicht alle Menschen tragen.
  • Die Studie zeigt: Anhand des Erbguts lässt sich das Risiko für Übergewicht vorhersagen.

Es scheint, einigen Menschen fällt es leichter, schlank zu bleiben, als anderen. Warum das so sein könnte, hat nun eine Studie aus Grossbritannien untersucht. Biomediziner der Universität Cambridge nahmen DNA-Proben von gut 14’000 Briten und ermittelten gleichzeitig deren Body-Mass-Index (BMI). Unter den Studienteilnehmern waren neben Normalgewichtigen ungefähr 2000 Übergewichtige sowie 2000 Untergewichtige, also Personen, mit einem BMI unter 18. Diese waren jedoch gesunde Dünne, sie hatten weder Essstörungen noch andere Gesundheitsprobleme. Einen BMI unter 18,5 haben laut Bundesamt für Statistik auch 3,4 Prozent der Schweizer Bevölkerung.

Um dem Geheimnis gesunder Schlankheit näher zu kommen, sequenzierten die Wissenschaftler das Erbgut jeder einzelnen Person. Dabei entdeckten sie Genvarianten, von denen schon bekannt war, dass diese zu Übergewicht beitragen. Aber sie fanden auch neue Genabschnitte, die besonders stark mit gesunder Dünnheit in Zusammenhang standen. Daraufhin summierten die Forschenden den Beitrag der verschiedenen genetischen Varianten zur Leibesfülle und berechneten daraus einen genetischen Risikowert für ein zu hohes Gewicht. Die Vorhersagekraft dieses Wertes kontrollierten die Wissenschaftler dann anhand eines unabhängigen Datensatzes. In der Tat hatten Übergewichtige ein höheres genetisches Risiko für einen hohen BMI als Normalgewichtige. Und: Gesunde Dünne hatten einen geringen Risikofaktor, das heisst, sie trugen weniger genetische Varianten, die zur Entstehung von Übergewicht beitragen.

Die genetischen Karten sind ungleich verteilt

Das bedeutet: Was den Hang zum Übergewicht angeht, sind die genetischen Karten tatsächlich ungleich verteilt. «Es ist leicht, Menschen für ihr Gewicht zu kritisieren», sagt Studienleiter Sadaf Farooqi von der Universität Cambridge. «Aber die Wissenschaft zeigt, dass die Dinge viel komplexer sind. Wir haben viel weniger Kontrolle über unser Gewicht, als wir vielleicht denken würden.»

Dass die Disposition zum Schlanksein erblich ist, hatten zuvor schon andere Studien gezeigt. Eine gross angelegte Untersuchung an über 7000 britischen Kindern und Jugendlichen aus dem Jahr 2011 fand, dass das Gewicht der Eltern jenes der Kinder am besten vorhersagte. So waren 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen schlank, wenn auch ihre Eltern schlank waren.

Natürlich, Menschen sind aus unterschiedlichen Gründen schlank, das räumt auch Farooqi ein. Aber: «Wenn wir diejenigen Gene finden können, die Menschen daran hindern, zuzunehmen, dann können wir diese Gene gezielt einsetzen, um neue Strategien zur Gewichtsabnahme zu finden.»

Diesen Beitrag haben wir ursprünglich für nau.ch geschrieben.
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