Das musst du wissen

  • Es gibt zwei christliche Lager: Die einen sehen die Menschen als Herrscher der Schöpfung, die anderen als Bewahrer.
  • Für beide Lager gibt es passende Bibelstellen und Meinungsbeiträge von religiösen Führern.
  • Eine psychologische Studie zeigt: Wenn Gläubige solche Texte lesen, beeinflusst dies ihre Sorge ums Klima.

Gott scheint nicht tot zu sein: Selbst wenn in der Schweiz inzwischen ein Viertel der Menschen keiner Konfession angehört, ist die Mehrheit nach wie vor religiös – zumindest auf dem Papier. Weltweit gesehen sind Gläubige auch in der Überzahl. Und damit äusserst einflussreich.

Es macht also Sinn, dass Psychologinnen aus den USA und Grossbritannien, die Einstellung von Christen gegenüber der Umwelt und dem Klimawandel untersuchten. Es gibt bei den Christen zwei Lager: Die einen sehen den Menschen als Herrscher über die Schöpfung, die anderen als deren Bewahrer. Die Forscherinnen fanden heraus: Diese entgegengesetzten Perspektiven führen auch zu einer entgegengesetzten Haltung: Erstere machen sich wenig Sorgen ums Klima, letztere dagegen grosse.

Das scheint logisch. Doch die Forscherinnen gingen in ihrer Studie, die sie in der Zeitschrift Psychology of Religion and Spirituality publizierten, weiteren Zusammenhängen nach. So untersuchten sie etwa, ob sich Gläubige durch Bibelpassagen und Texte von religiösen Meinungsführern wie dem Papst beeinflussen lassen.

Dafür führten sie zwei Experimente durch. Im ersten erhielten 588 Teilnehmer unterschiedliche Artikel: Auszüge aus der Bibel, die entweder den Glauben an die Menschen als Herrscher oder als Bewahrer unterstützten. Im zweiten Experiment erhielten 498 Teilnehmer Artikel, die Papst Franziskus zitierten. Gleich nachdem die Probanden die Passagen gelesen hatten, wurden sie jeweils zu ihren Sorgen um die Umwelt und das Klima befragt.

In beiden Experimenten zeigten die Befragten grössere Bedenken um das Klima, nachdem sie Beiträge über die Bewahrung der Schöpfung gelesen hatten. Umgekehrt zeigte sich keine Veränderung: Wer Texte gelesen hatte, die den Menschen als Herrscher über die Welt propagierten, war danach nicht plötzlich weniger in Sorge ums Klima. Daraus lässt sich laut den Psychologinnen eine allgemeine Annahme ableiten: Religiöse Botschaften, die moralische Bedenken verstärken, haben mehr Macht, also solche, die Bedenken abbauen.

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