Das musst du wissen

  • Auto und ÖV liessen sich mit neuen Diensten wie Carsharing und Ridesharing kombinieren.
  • Pendlerinnen und Pendler in Basel kennen diese Angebote aber zu wenig.
  • Und sie zeigen wenig Lust, sich bei ihren täglichen Fahrten auf neue Mobilitätsformen einzulassen.

Pendeln muss längst nicht mehr heissen, einfach in sein Auto zu sitzen und ans Ziel zu fahren, oder die Strecke von Anfang bis Ende mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen. Ridesharing sowie Car- und Bikesharing machen es möglich, die Angebote des öffentlichen Verkehrs und von Privaten zu kombinieren und eine unkomplizierte Tür-zu-Tür-Mobilität zu ermöglichen. Im Prinzip jedenfalls. Doch wie attraktiv sind solche Dienste für Pendlerinnen und Pendler?

Diese Fragen haben Forschende der ZHAW School of Engineering zusammen mit Partnern aus Finnland und Österreich untersucht. Sie haben in der Region Basel 550 Pendlerinnen und Pendler mit Arbeitsort im Kanton Basel-Stadt zur Mobilität und ihrer Offenheit gegenüber neuen Mobilitätsangeboten befragt.

In Bezug auf Zuverlässigkeit, Reisezeit sowie einer einfachen Nutzung schnitt der ÖV gegenüber dem motorisierten Individualverkehr (MIV) nahezu gleich gut ab. Beim Preis-Leistungsverhältnis wurde der ÖV sogar leicht besser bewertet als der MIV. Als Genuss gilt die Reise aber weder bei den Autofahrern noch bei den ÖV-Nutzern. Am tiefsten ist das Reiseerlebnis im ÖV. «Offenbar wirken sich Unannehmlichkeiten des Autofahrens und des Strassenverkehrs weniger negativ auf das Reiseerlebnis aus, als die negativen Aspekte des ÖV auf dessen Bewertung», ordnet ZHAW-Forscher Raphael Hoerler das Ergebnis ein. Am zufriedensten sind aktive Pendler, die zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs sind.

Die Zufriedenheit der Pendler im Raum Basel mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln.

Nur wenige sind offen für Neues

Anstatt sich ausschliesslich auf ein Verkehrsmittel zu beschränken, könnten Angebote wie Carsharing theoretisch eine Alternative bieten. In der Untersuchung haben die Forschenden die Offenheit gegenüber solchen neuen Lösungen erfragt – mit überraschendem und ernüchterndem Ergebnis. Auf die Kunden angepasste kombinierte Angebote von verschiedenen Verkehrsträgern werden eher skeptisch betrachtet: Weniger als ein Fünftel der Befragten wäre offen für On-Demand-Services oder Ridesharing. Hinzu kommt, dass viele die neuen Mobilitätslösungen gar nicht kennen. So haben rund 15 Prozent der Befragten noch nichts von Ridesharing gehört. Anders beim Carsharing, wo die Bekanntheit zwar hoch, die Offenheit gegenüber dem Angebot aber doch bescheiden ist.

Die Relevanz kombinierter Mobilitätsangebote (Mobility as a Service, MaaS) für Pendler in verschiedenen Ländern.

Anders als die potenziellen Nutzerinnen und Nutzer halten Transportunternehmen, Verkehrsplaner, Verbände und Verwaltungsstellen solche Angebote für sehr relevant. «Hier besteht eine Diskrepanz zwischen der Sicht der Angebotsseite und der Nutzerseite», sagt Raphael Hoerler. Er sieht nun als Aufgabe der Mobilitätsanbieter und der Verwaltung, diese Wissensdefizite abzubauen und zugleich durch gezielte öffentlich-private Zusammenarbeit ganzheitlichere Mobilitätsangebote zu schaffen und ihnen zum Durchbruch zu verhelfen.

 

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