Wie ist die Bewegung «Fridays for Future» vor dem Hintergrund von Forschungsergebnissen zur politischen Partizipation einzuschätzen? In unserer Studie haben wir herausgearbeitet, dass vor allem in alltagsnahen Bereichen (Familie, Schule, Gemeinde) Kinder und Jugendliche zunehmend bei Entscheidungen, die sie selbst betreffen, mitbestimmen können. Während die Kinder in unserer Erhebung mit diesen Möglichkeiten in vielen Fällen zufrieden sind und das Gefühl haben, beteiligt zu werden, machen sich bei den befragten Jugendlichen mitunter auch Enttäuschung und das Gefühl breit, nicht wirklich mitentscheiden zu können. Es wurde aber auch deutlich, dass die politische Partizipation Heranwachsender von Erwachsenen entscheidend strukturiert wird, indem sie die Möglichkeiten vorgeben, Formate rahmen oder auch Anleitung geben, wie Meinungen formuliert und mitgeteilt werden können.

Ergebnisse als Buch veröffentlicht


Unsere Ergebnisse haben wir unter anderem als Buch veröffentlicht: Rieker, Peter/Mörgen, Rebecca/Schnitzer, Anna/Stroezel, Holger (2016): Partizipation von Kindern und Jugendlichen. Formen, Bedingungen und Möglichkeiten der Mitwirkung und Mitbestimmung in der Schweiz. Wiesbaden: Springer VS.

Angesichts dieser Befunde ist zu fragen, ob das politische Interesse von Kindern und Jugendlichen aufgrund der Bedrohung durch den Klimawandel und der Passivität der Politik erwacht? Oder werden diese Proteste durch Erwachsene entscheidend strukturiert bzw. instrumentalisiert, um sie für eigene Interessen zu nutzen? Diese Fragen lassen sich nicht einfach und einseitig beantworten, da die Proteste der Kinder und Jugendlichen in generationale und globale Machtverhältnisse einzuordnen sind. Aber ob es nun die Freitage sind, die die Welt verändern, oder ob es die gesellschaftliche Stimmung in einer veränderten Welt ist, die diese Freitage hervorbringt: Jedenfalls tragen Kinder und Jugendliche gegenwärtig entscheidend dazu bei, dass gesellschaftspolitische Fragen gestellt und Antworten gefordert werden.

Institut für Erziehungswissenschaft

Peter Rieker ist Professor für Ausserschulische Bildung und Erziehung, Rebecca Mörgen wissenschaftliche Mitarbeiterin und Anna Schnitzer Oberassistentin am Institut für Erziehungswissenschaft an der Universität Zürich. Aktuelle Forschungsprojekte des Lehrstuhls für Ausserschulische Bildung und Erziehung findest du hier.

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