Das musst du wissen
- Zum ersten Mal beobachteten Forschende eine Algenblüte potenziell giftiger Arten unter dem arktischen Meereis.
- Diese Algen leben sowohl von der Photosynthese als auch von andere Algen und Bakterien.
- Damit sind sie an licht- und nährstoffarmen Orten im Vorteil und könnten zukünftige Algengemeinschaften dominieren.
Die Arktis verliert nicht nur Jahr für Jahr ihre dicken Eisplatten. Sie wird potenziell auch giftiger. Denn giftige Algen könnten ungiftige Algen verdrängen. Die Folge: vergiftete Fische. Dies zeigt eine Studie dänischer Forschender, die in der Fachzeitschrift Nature Scientific Reports erschienen ist.
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Studie: An under-ice bloom of mixotrophic haptophytes in low nutrient and freshwater-influenced Arctic watersKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie untersuchte lediglich eine einzelne akute, neuntägige Untereis-Algenblüte. Dass diese zukünftig häufiger werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt erst eine Vermutung, die durch weitere Studien bestätigt werden muss.Mehr Infos zu dieser Studie...Während neun Tagen beobachteten die Forschenden unter dem Meereis im hocharktischen Fjord Young Sound in Grönland eine sogenannte Algenblüte. Dies bezeichnet eine plötzlich auftretende, massenhafte Vermehrung von Algen. Solche Blüten sind für kleine Krebschen bis hin zu grossen Walen wichtige Nahrungsquellen.
Nicht so jene Algenblüte, die die Forschenden nun genauer untersucht haben. Denn in diesem Fall dominierten Arten aus zwei bestimmten Algengattungen namens Prymnesium und Chrysochromulina. Für Fische können diese Algen hochgiftig sein, wie Beispiele aus Norwegen oder Kanada zeigen. So starben 2019 etwa in Norwegen mehrere Millionen Zuchtlachse in Fischfarmen.
Es ist das erste Mal, dass eine Blüte der schädlichen Algen in der Arktis beobachtet wurde. Die dänischen Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass sie im Arktischen Ozean in Zukunft häufiger und weiter verbreitet sein werden. Das hat zwei Gründe: Erstens sind die giftigen Algen ernährungstechnisch breiter aufgestellt, als ihre ungiftigen Artgenossen. Die gefährlichen Algen können auf verschiedene Arten Energie gewinnen. Einerseits durch Photosynthese, aber auch indem sie andere Algen oder Bakterien fressen. Das ermöglicht ihnen zu wachsen und zu überleben, auch wenn nicht genügend Licht und Nährstoffe für die Photosynthese vorhanden sind.
Zweitens sind die Eindringlinge robuster. Sie können in relativ frischem Wasser und bei sehr niedrigen Nährstoffkonzentrationen leben. Also genau jene Bedingungen, die im Frühjahr, wenn das Eis schmilzt, in der Arktis vorherrschen. Damit haben sie gegenüber anderen Planktonalgen in licht- und nährstoffarmen Umgebungen einen Vorteil.
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Dieser Konkurrenzkampf könnte sich zukünftig noch verschärfen: Denn wenn Meereis und Gletscher schmelzen, fliesst immer mehr nährstoffarmes Süsswasser in die Fjorde und ins Meer hinaus. Das frischere Wasser sammelt sich über dem salzhaltigeren Ozeanwasser und verhindert so, dass Nährstoffe aus den tieferen Meeresschichten an die Oberfläche gelangen. Doch nur hier gäbe es genug Licht, damit sich auch harmlose, auf Photosynthese angewiesene Planktonalgen vermehren können. Die Tage der gesunden Planktonalgen könnten also gezählt sein.