Benedikt Meyers Zeitreise
In der Jungsteinzeit (ca. 6500-2200 v. Chr.) wurden archaische Jäger und Sammler zu geschickten Bauern und Handwerkern. Sie verfeinerten ihre Fertigkeiten und stellten aus Stein verschiedenste Schneidwerkzeuge, aber auch filigrane Bohrer, Meisselchen und sogar Skalpelle her. Mit der Sesshaftigkeit kam auch das Spiel mit dem Feuer hinzu. Über diesem liessen sich allerhand schmackhafte Speisen zubereiten – und es liess sich wertvolles Kupfer gewinnen.
Dafür bedurfte es einer tausend Grad heissen Flamme und die erreichte man nur mittels fachmännischer Verhüttung. Zur Entwicklung dieser Technik brauchten die Menschen Ideen, Visionen, Fachwissen und unzählige Experimente. Dann erst liess sich das schimmernde Metall aus dem Erz gewinnen. Kupfer war entsprechend kostbar und wurde vor allem für Statussymbole wie Schmuck und Waffen verwendet – wie etwa Ötzis Kupferbeil. Die Kampftauglichkeit der Kupferwaffen war begrenzt, denn Kupfer ist verhältnismässig weich.
Dann allerdings entdeckten Feuerhandwerker im Nahen Osten vor etwas mehr als 5000 Jahren, dass eine Verschmelzung mit dem noch weicheren Zinn die Legierung viel härter machte, als ihre Komponenten – und zudem den Schmelzpunkt um gut 100°C senkte. Die Bronze war erfunden. Und diese Bronze ermöglichte eine weitere Neuheit: Das Schwert. Damit konnte man hauen, stechen und schneiden. Eine ausgefeilte Mehrzweckwaffe also.
Nebst Schmuck und Waffen haben die Menschen der Bronzezeit auch Ruinen und Rätsel hinterlassen. Eines davon findet sich bei Sils im Domleschg, über dem Zusammenfluss von Hinterrhein, Albula und Nolla auf rund 1100 Metern über Meer. Dort wurden vor circa 3500 Jahren Zeichnungen in den vom Gletscher glattgeschliffenen Felsen von Carschenna gehauen, über deren Sinn und Zweck noch lange diskutiert werden wird. Bei den Motiven, die mit einem spitzen, sehr harten Gegenstand in den Fels graviert wurden, dominieren konzentrische Kreise. Sie können als Symbole für Sonne und Mond gedeutet werden. Auf Letzteren weist auch der heutige Name des Ortes hin; Carschenn ist das rätoromanische Wort für den aufgehenden Mond. Daneben finden sich aber auch Linien (Flüsse? Wege?), Mensch- und Tierdarstellungen sowie die Fussspuren eines Vogels. Eine Erd- und Himmelskarte? Eine Opferstätte? Oder Kritzeleien gelangweilter Hirten? Wir wissen es nicht.
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