Schadstoffe werden nicht nur durch Fahrzeuge in die Luft geblasen. Auch die Herstellung, Verarbeitung und Entsorgung von Strassenbelägen produziert umweltschädliche Emissionen. Ein Problem ist der Ausbauasphalt, der bei der Erneuerung unseres Strassennetzes vermehrt anfällt. Seine Qualität variiert erheblich und er kann gesundheitsschädliche Stoffe enthalten. Belagshersteller stehen vor der Herausforderung, aus diesem Abfallstoff ein hochwertiges Recyclingprodukt herzustellen.

Gesamtbilanz spricht für Recycling

Schollen aus altem Asphalt: Das Bruchmaterial dient als Rohstoff für neuen Strassenbelag.HSR

Schollen aus altem Asphalt: Das Bruchmaterial dient als Rohstoff für neuen Strassenbelag.

Die Firma MOAG Baustoffe AG aus St. Gallen stellt Asphaltbeläge her, die bis zu 60 Prozent aus Asphaltgranulaten bestehen – einem Sekundärrohstoff aus der Belagserneuerung im Strassenbau. Dabei entstehen mehr kritische Luftemissionen, als bei der Herstellung von Asphaltbelägen mit ausschliesslich Primärrohstoffen. Stellt dieses Phänomen den Nutzen der Herstellung von Recycling-Asphalt grundsätzlich in Frage?

Die Verantwortlichen der MOAG wollten die Argumente «Für» und «Wider» den Recycling-Asphalt gegenüber stellen. Sie beauftragten die HSR Hochschule für Technik Rapperswil, die Gesamt-Ökobilanz von verschiedenen Recycling-Strassenbelägen zu untersuchen. Dafür haben zwei Forschungsinstitute der HSR eng zusammengearbeitet – das IBU Institut für Bau und Umwelt sowie das UMTEC Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik. Untersucht wurden sämtliche Stoff- und Energieflüsse im gesamten Lebensweg von Asphaltbelägen in Abhängigkeit vom Anteil an Sekundärrohstoffen. Gleichzeitig wurde die Temperatur der Herstellungsverfahren variiert. Die Daten stammen aus Abflussmessungen im Werk Uznach sowie aus einer Expertendatenbank, die von Instituten des ETH-Bereichs betrieben wird.

Für die Umweltbilanz des Verkehrs ist auch entscheidend, aus ­welchem Material der Asphalt unter den Fahrzeugen besteht.HSR

Für die Umweltbilanz des Verkehrs ist auch entscheidend, aus ­welchem Material der Asphalt unter den Fahrzeugen besteht.

Umweltsünder Bitumen

Im Vergleich der insgesamt sechs untersuchten Varianten wird klar: Je höher, der Anteil an Sekundär-Rohstoffen, desto geringer die Umweltbelastung im Lebensweg von Asphaltbelägen. Den stärksten Einfluss hat das Bindemittel Bitumen, ein Rückstand aus der Erdölherstellung. Direkt dahinter folgen die Umweltbelastungen, die durch die Herstellung und den Transport der Kiessande, also Splitt und Brechsand, entstehen. Die anlagenspezifischen Luftemissionen hingegen sind von untergeordneter Bedeutung.

Der Vergleich verschiedener Asphaltmischungen: Je höher der Recycling-Anteil, desto tiefer die Umweltbelastung. Das spricht eine Produktion mit hohem Anteil an recycelten Rohstoffen aus rückgebauten Strassen.HSR

Der Vergleich verschiedener Asphaltmischungen: Je höher der Recycling-Anteil, desto tiefer die Umweltbelastung. Das spricht für eine Produktion mit hohem Anteil an recycelten Rohstoffen aus rückgebauten Strassen.

Unter dem Strich lässt sich also festhalten: Obwohl bei der Produktion von Recycling-Asphalt am Werkstandort mehr Schadstoffe an die Luft abgegeben werden, sprechen die Gesamt-Ökobilanzen deutlich für das Recycling. Bei der Produktion von Asphalt aus frischen Rohstoffen wäre nur schon die Umweltbelastung durch den Herstellung und Transport von Bitumen etwa dreimal höher, als beim Asphalt, der zu 60 Prozent aus Sekundärrohstoffen aus dem Strassenbau besteht.

Kontakt zur Projektverantwortlichen: Susanne Kytzia, Prof. Dr. Susanne Kytzia, Professorin für Bauingenieurwesen.

Hochschule Rapperswil HSR

Hier präsentiert die Hochschule für Technik Rapperswil HSR Geschichten aus der Forschung. Die Artikel erschienen vorab im HSR-Magazin.
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