Das musst du wissen

  • Riesentintenfische werden fast nie lebend beobachtet und sind deshalb noch weitgehend unerforscht.
  • Nun ist es Biologen gelungen, ein Exemplar des bis zu 13 Meter grossen Meeresbewohners zu filmen.
  • Den Durchbruch brachte ein neues Kamerasystem, das die Leuchtsignale von Beutetieren imitiert.

In der Dunkelheit der Tiefsee erscheint er wie aus dem Nichts vor der Kamera: ein Riesentintenfisch. Obwohl das bis zu 13 Meter grosse Tier weltweit vorkommt, wissen wir wenig darüber. Die meisten Exemplare werden tot angespült. Erst 2006 gelang es, ein Individuum lebend zu filmen. Seither suchten Tausende ferngesteuerte Tauchfahrzeuge das Tier, um es erneut abzulichten – meist ohne Erfolg. Wahrscheinlich störten sich die Tiere am Licht der Vehikel.

Falle in 750 Metern Tiefe

Nun haben Forschende der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) ein neuartiges Kamerasystem entwickelt, das den scheuen Meeresbewohner bereits beim fünften Versuch auf Video bannte und dies in 750 Metern Tiefe.

Um Riesentintenfische und andere Tiefseeräuber anzulocken, imitiert das Kamerasystem namens Medusa die Biolumineszenz von Beutetieren. Biolumineszenz ist die Fähigkeit von Organismen, Licht zu erzeugen, oft mit Hilfe spezieller Leuchtorgane. Diese Leuchtfähigkeit besitzen bis zu 90 Prozent der Tiefseeorganismen.

Irrtum bemerkt

Der Riesentintenfisch den die Forschenden nun in US-amerikanischen Gewässern, 160 Kilometer süd-östlich von New Orleans gefilmt haben, war wahrscheinlich ein Jungtier und mass 3 bis 3,7 Meter. Die Aufnahmen dauern nur wenige Sekunden, denn das Tier bemerkt scheinbar, dass es in eine Falle getappt ist und entfernt sich daraufhin schnell wieder. Ein Verhalten, das die NOAA-Wissenschaftler Sönke Johnsen und Edie Widder so kommentieren: «Der Riesentintenfisch ist gross und aus unserer menschlichen Perspektive sicherlich ungewöhnlich, aber wenn das Video etwas vom Charakter des Tieres zeigt, dann dass es ein Tier ist, das von seinem Irrtum überrascht ist und sich zurückzieht, nachdem es auf etwas gestossen ist, das zunächst attraktiv schien, aber offensichtlich keine Nahrung war.»

Die Forschenden hoffen, dank ihrer Kamera mehr über die Lebensweise des Tintenfisches zu lernen und auch andere, bisher kamerascheue Tiefseeräuber vor die Linse zu bekommen.

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