Das musst du wissen

  • Weltweit wird kulturelles Erbe rapide durch Grabräuber zerstört. So geht viel Wissen über frühere Kulturen verloren.
  • Eine Forschungsarbeit zeigt nun, dass sich die Zerstörung archäologischer Stätten mittels Satelliten verfolgen lässt.
  • So könnten bedrohte Kulturgüter auch in schwer zugänglichen Gegenden auf Grabräuberei überwacht werden.

Vor mehr als zweieinhalb Jahrtausenden begannen sich nomadische Kulturen von Südsibirien bis nach Osteuropa auszubreiten. Sie errichteten für ihre Toten grosse Hügelgräber, welche sie oftmals mit kunstvoll gefertigten Waffen und filigranem Goldschmuck ausstatteten. Viele der Artefakte aus Bronze oder Gold blieben bis heute erhalten. Doch die Grabschätze zogen auch Räuber an, schon während der Kolonialisierung Sibiriens im 18. Jahrhundert. Damals entwickelte sich die Grabräuberei zum regelrechten Beruf. So zogen Grabräuberbanden mit bis zu 300 Mitgliedern durch die Steppen, zerstörten Gräber und schmolzen die erbeuteten Kunstwerke ein. Aber auch in der heutigen Zeit werden noch Gräber geplündert. Das zeigt eine Auswertung der Universität Bern.

Archäologische Stätten akut bedroht

Der Archäologe Gino Caspari untersuchte in Xinjiang, einer schwer zugänglichen Region in Nordwestchina, den Zustand von Gräbern mithilfe von hochauflösenden Satellitendaten. Diese sollten die Gräber und deren Zustand vom All aus erfassen. Dass die Auswertung der Satellitenbilder tatsächlich verlässlich zeigt, ob die Gräber geplündert worden sind, hat er mit Inspektionen vor Ort überprüft.

Gerade weil das Gebiet so abgelegen ist, erwartete Caspari, dass die meisten Gräber intakt geblieben waren. Doch weit gefehlt: «Mehr als 70 Prozent der untersuchten Gräber waren bereits zerstört und ausgeraubt», sagt Caspari. Er analysierte Daten, die bis ins Jahr 2003 zurückgehen, und stellte fest, dass seither immer wieder archäologische Stätten geplündert wurden. «Die letzten archäologischen Stätten der antiken Steppenkulturen sind damit akut bedroht», so Caspari.

Mit seiner Forschungsarbeit hat er nun aber gezeigt, dass mittels Satellitenbildern die Aktivität von Grabräubern auch in abgelegenen und schwer zugänglichen Regionen erkennbar ist. So könne Grabräuberei entdeckt und Massnahmen zum Schutz der noch intakten Gräber ergriffen werden.

Diesen Beitrag teilen
Unterstütze uns

regelmässige Spende