Mögliche Folgen von Schichtarbeit sind bereits bekannt: Diabetes, Herzerkrankungen oder erhöhtes Krebsrisiko. Aber das ist noch nicht alles. Bei Frauen kann durch unregelmässige Arbeitszeiten auch die Fruchtbarkeit leiden. Diesen Zusammenhang haben amerikanische Wissenschaftler festgestellt. In einer Studie untersuchten sie 473 Frauen, die auf natürlichem Weg nicht schwanger wurden und sich deshalb einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterzogen. Dabei erhielten die Frauen Hormone, welche die Reifung von Eizellen anregen, die dann entnommen werden können. Die Forscher massen, wie viele Eizellen tatsächlich heranreiften. Dadurch erhielten sie Aufschluss über die Fruchtbarkeit einer Frau. Denn je mehr reife Eizellen vorhanden sind, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine davon im Reagenzglas befruchtet werden kann.

Andere Faktoren haben mehr Einfluss

Neben der Untersuchung füllten die Frauen einen Fragebogen über ihre Arbeitssituation aus. Bei der Auswertung stellten die Forscher fest, dass jene Frauen, die in wechselnden Schichten oder während der Nacht arbeiteten, tendenziell weniger reife Eizellen produzierten. Das Gleiche galt für Frauen, die schwere körperliche Arbeit verrichteten. Nicht klar ist bisher, ob sich die Ergebnisse auch auf Frauen übertragen lassen, die auf natürliche Weise schwanger werden wollen.

Sollten also Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch die Schichtarbeit aufgeben und sich einen neuen Job suchen? «Wohl kaum», meint Jürgen Weiss, Gynäkologe und Leiter des Kinderwunschzentrums am Luzerner Kantonsspital. «Es gibt deutlich wichtigere Faktoren, welche die Fruchtbarkeit beeinflussen.» So spielen beispielsweise das Alter, aber auch der Lebensstil der Frau eine entscheidende Rolle. Raucherinnen und Frauen mit starkem Übergewicht hätten häufiger Probleme, schwanger zu werden. Ebenfalls nicht zu unterschätzen sei der Faktor Stress. «Wegen der Kinderlosigkeit die Stelle zu wechseln, ist aber kein guter Rat», sagt Jürgen Weiss. «Das würde bloss zusätzlichen Stress auslösen.» Vielmehr rät der Gynäkologe, sich nicht unter Druck zu setzen und auf einen gesunden Lebensstil zu achten.

Die Erstversion dieses Artikels erschien am 17. Februar 2017.
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