Wenn sich Wissenschaftlicher via Videos an die Öffentlichkeit wenden, wägen sie ihre Worte oft genau ab. Doch für die Zuhörer ist das gar nicht so wichtig. Denn wenn Menschen beurteilen, ob sie Wissenschaftlern vertrauen, kommt es kaum darauf an, welche Fakten die Forschenden vorstellen, wie sie erklären oder argumentieren. Vielmehr hängt das Urteil von der Tonqualität der Aufnahme ab. Das zeigen zwei Experimente, die australische Psychologen mit Freiwilligen durchgeführt haben.

In einem ersten Versuch zeigten sie 97 Testpersonen je zwei kurze Videoaufzeichnungen von Reden an wissenschaftlichen Konferenzen. Von jeder Aufzeichnung existierten zwei Tonversionen: Eine qualitativ hochwertige und eine künstlich verschlechterte Variante. Diese simulierte einen grossen Saal mit viel Hall, so dass der Sprecher weniger gut zu hören war. Jede Versuchsperson sah beide Videos, das eine mit gutem Ton, das andere mit schlechtem. Welches Video welchen Ton hatte, entschied jeweils ein Zufallsgenerator.

Dann sollten die Teilnehmer den Wissenschaftler bewerten – ob seine Rede gut war, ob er clever rüberkam und ob seine Forschung von Wichtigkeit ist. So zeigte sich: Die Redner erhielten durchwegs bessere Noten, wenn die Probanden die gute Tonqualität hörten. Unabhängig vom Inhalt der Vorträge.

In einem zweiten Experiment überprüften die Psychologen, ob der Effekt nur dadurch zustande kam, dass die Probanden der Quelle im ersten Experiment wenig Glauben schenkten. Anstatt Konferenzvideos wählten die Australier nun zwei Talkshows des amerikanischen Wissenschafts-Radiosenders «Science Friday», der einen guten Ruf geniesst. Wiederum verfälschten sie die Tonqualität in der einen Aufnahme, so dass diese sich wie ein schlecht übertragenes Telefongespräch anhörte.

Das Urteil war auch da klar. Bei schlechter Tonqualität hielten die Probanden das Forschungsthema für schlechter und den Wissenschaftler für weniger kompetent. Und: Die Zuhörer würden die Talkshow mit dem schlechteren Ton weniger auf sozialen Kanälen teilen. Das Fazit: Für Wissenschaftler sei es wichtig, so die australischen Psychologen, dass sie bei der Öffentlichkeitsarbeit nicht nur an einen gut verständlichen Inhalt denken, sondern auch an die Qualität der Technik.

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