Das musst du wissen

  • 8.8 Millionen Menschen starben im Jahr 2015 vorzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung, wie Berechnungen ergeben.
  • Das sind mehr Todesopfer als im gleichen Jahr der Tabakkonsum forderte.
  • Global gesehen verkürzt Feinstaub und Ozon in der Luft das Leben der Menschen um knapp drei Jahre.

In unserer Luft schweben unzählige von Partikeln. Russ, Feinstaub und Ozon verursachen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrankheiten und Lungenkrebs. Und fordern so mehr Tote, als es Gewaltverbrechen, Rauchen oder Aids tun. Zu diesem Schluss kommen Forschende in einer neuen Studie, die im Magazin «Cardiovascular Research» erschienen ist. Sie reden gar von einer Pandemie.

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8,8 Millionen Menschen sind demnach 2015 frühzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung gestorben. Das entspricht der gesamten Einwohnerzahl der Schweiz. Auf die weltweite Bevölkerung verteilt, reduziert sich die Lebenserwartung jedes Einzelnen um 2,9 Jahre. Rauchen dagegen verkürzt das Leben um 2.2 Jahre und fordert 7,2 Millionen Todesopfer jährlich. Durch Gewalt bei Verbrechen oder im Krieg sterben jährlich 530 000 Menschen.

Science-Check ✓

Studie: “Loss of life expectancy from air pollution compared to other risk factors: a worldwide perspective”KommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsWie bei allen Modellierungen wurden gewisse Annahmen getroffen und reale Prozesse stark vereinfacht. Unsicherheiten bezüglich der Annahmen ergeben sich aus unvollständigem Wissen. Die Schädlichkeit unterschiedlicher Partikel ist zum Beispiel noch nicht abschliessend geklärt. Allerdings wurde hier die gleiche Methodik angewandt, wie auch bei anderen Risikoeinschätzungen zum Beispiel bezüglich Rauchen. Ausserdem beruht die Modellierung auf Daten aus relativ wenigen, nämlich 16, Ländern. Die Studie bietet also eine Annäherung, muss aber durch weitere Forschung bestätigt werden.Mehr Infos zu dieser Studie...

Wo man lebt, spielt dabei eine grosse Rolle. In Ostasien ist die Sterblichkeitsrate deutlich erhöht, aber auch in Europa ist sie überdurchschnittlich.

Die Forschenden zeigten auch, dass die Luftverschmutzung für ältere Menschen am gefährlichsten ist. 75 Prozent der Todesfälle durch Luftverschmutzung betreffen über 60-Jährige. Eine Ausnahme sind Kinder in einkommensschwachen Ländern, auch sie sind durch Partikel in der Luft übermässig gefährdet.

Die Wissenschaftler analysierten die Auswirkung von Feinstaub und Ozon auf sechs Krankheitsbilder: dauerhafte Verengung der Atemwege, Lungenkrebs, zerebrovaskuläre Erkrankungen, die die Blutgefässe des Gehirns betreffen und zu Schlaganfällen führen, Infektion der unteren Atemwege, Herzkrankheiten und Diabetes.

Sie fanden heraus, dass Herzkreislauf-Krankheiten mit 43 Prozent für den grössten Teil der reduzierten Lebensdauer durch unreine Luft weltweit verantwortlich sind.

„Da die Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die öffentliche Gesundheit insgesamt viel grösser sind als erwartet und es sich um ein weltweites Phänomen handelt, glauben wir, dass unsere Ergebnisse aufzeigen, dass es eine ‘Luftverschmutzungs-Pandemie’ gibt” sagt Thomas Münzel vom deutschen Center for Cardiovascular Research.

Um das Gesundheitsrisiko der Luftverschmutzung vergleichen zu können, simulierte das Team des Max-Planck-Instituts für Chemie die weltweite Verteilung der Luftschadstoffe sowie die weltweiten Todesraten. Die Autoren unterschieden zwischen menschgemachter und natürlicher Verschmutzung wie Wüstenstaub und Russpartikel durch Wildfeuer. Am meisten verunreinigen Menschen die Luft durch die Nutzung fossiler Brennstoffe zur Energiegewinnung, im Verkehr, in der Industrie und beim Wohnen. Fällt dieser Ausstoss weg, dann verlängert sich die Lebenserwartung aller Menschen gemäss Autoren um 1,1 Jahre und um 1,7 Jahre, wenn alle kontrollierbaren Emissionen verhindert würden.

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