Die Hitze schlägt Rekorde. Das freut Badeanstalten und Glacébuden. Ganz selten wird zwischendurch die bange Frage laut: Ist das die Klimaerwärmung? Die Antwort kann niemand geben, weil ein heisser Sommer nichts aussagt über die langfristige Klimaentwicklung. Trotzdem können wir aus der Hitzewelle etwas lernen – über die Art und Weise nämlich, wie wir mit Risiken umgehen.
Ob Klima, Elektrosmog, Gentechnik oder Nanotechnologie: In vielen öffentlichen Risikodiskussionen tut sich ein weiter Graben auf zwischen Laien und Experten. Meistens betonen jene, welche die Details und Fakten kennen, mehr die Chancen, wogegen die weniger Fachkundigen vor allem die Risiken sehen.
Das ist normal. Denn mit Faktenwissen kann man nüchtern Vor- und Nachteile gegen einander abwägen und Strategien entwickeln, um Risiken zu mindern.
Wer jedoch wenig weiss, muss blind vertrauen. Das ist unangenehm, darum misstrauen wir.
Das ist so bei fast jedem Thema – ausser beim Klimawandel. Hier ist es genau umgekehrt. Die Experten machen sich unendlich viel mehr Sorgen als die Laien. Tausende von Wissenschaftlern kommen im Welt-Klimabericht der UNO gemeinsam zum Schluss, dass sich die Erdatmosphäre aufheizt, und dass dafür zu einem wesentlichen Teil der Mensch verantwortlich ist, indem er Unmengen von Treibhausgasen freisetzt.
Die erste Ausgabe dieses Berichts wurde 1992 in Rio de Janeiro der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Ich war damals als Korrespondent für das Schweizer Fernsehen dabei und verfolge bis heute die Diskussion. Der Bericht wurde in den vergangenen 26 Jahren mehrfach überarbeitet: Die Befunde werden immer klarer, die Beweise erdrückend. Nur kümmert das die allerwenigsten. Warum?
Seine Angst vor Gentech, Elektrosmog oder Nanoteilchen weiterzupflegen, ist bequem. Denn das sind die Technologien der anderen, der Konzerne, der Lobby. Bei diesen Themen kann man die Schuld jemand anderem geben. Nur nicht sich selbst.
Anders beim Klimawandel. Sich hier Sorgen zu machen, ist unbequem. Weil jemand, der den Klimawandel ernst nimmt, sein Verhalten ändern müsste. Weil dann eine Woche Baden auf den Seychellen nicht mehr drin liegt, genauso wenig wie Weihnachtsshopping in New York. Denn beides ist zu energieintensiv. Doch das will niemand hören. Denn, wer die Bedrohung des Klimawandels ernst nimmt, muss aktiv werden.
Und das kann anstrengend sein oder sogar unangenehm. Also überlassen die Laien die Sorgen über den Klimawandel lieber den Experten. Und ärgern sich im besten Fall drüber, dass man am 1. August kein Feuerwerk abbrennen darf und auf die Grillwurst verzichten muss.