Die junge Abenteurerin Pepper Mint besucht im Dschungel ihre Tante. Diese lebt in einem Baumhaus, das nicht ans Stromnetz angebunden und nur mit Flaschenzügen, Seilwinden, Rollen und Zahnrädern ausgestattet ist. Nun gilt es, die Dschungelwohnung mit mechanischen und elektronischen Geräten auszurüsten.
Das ist die Ausgangslage eines neuen Experimentierkastens, der sich gezielt an junge Mädchen richtet. «Es gilt, jede Herausforderung mit möglichst viel Kreativität und Köpfchen zu lösen», sagt Swetlana Maier, Ideengeberin und Projektleiterin des Experimentierkastens. «Ob man einen Flaschenzug für das Gepäck baut, eine LED-Lichterkette zum Leuchten oder gar eine Seilbahn zum Fahren bringt.»
Weibliche Vorbilder fehlen
Insgesamt neun Experimente erwarten die Kids ab acht Jahren. Konzipiert wurden sie von der technischen Entwicklerin Sarah Trautner und ihrem fast ausschliesslich weiblichen Team. Begleitet von einer illustrierten Geschichte über die Entdeckerin Pepper Mint begegnen sie dabei konkreten Problemstellungen, für die es konkrete Lösungen braucht. «Mit dem Experimentierkasten wollen wir Mädchen gezielt für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik begeistern», sagt Maier. «Denn weibliche Vorbilder sind in diesen Berufen leider auch heute noch in der Unterzahl.»
Deshalb sollen die Mädchen gemeinsam mit der cleveren Pepper Mint zu echten Macherinnen werden – fern von stereotypen Klischees. Ein Konzept, das scheinbar gut ankommt: Der Experimentierkasten wurde kürzlich mit dem internationalen Toy Award 2018 der weltgrössten Fachmesse der Spielwarenbranche ausgezeichnet. «Das war total überraschend, ist für uns aber auch eine wichtige Bestätigung», sagt Maier.
Mit dem Kasten alleine löst sich das Gender-Problem allerdings nicht. Denn: Die Mädchen gingen fast nie von sich aus zu den klassischen Experimentierkästen, auf denen tüftelnde Jungs abgebildet sind. Das haben die Entwickler gesehen, als sie den Pepper Mint-Experimentierkasten neben anderen in verschiedenen Freizeit- und Jugendhäusern angeboten haben. «Es scheint also immer noch eine grosse Hürde in ihren Köpfen zu existieren.»
Bereits weitere Abenteuer geplant
Diese Berührungsängste führt Maier darauf zurück, dass sich viele Spielzeuge in diesen Bereichen optisch und thematisch eher an Jungs richten. Auch habe es neben der frühkindlichen auch mit der gesellschaftlichen Erziehung zu tun. «Dadurch mieden Mädchen oftmals die klassischen Physik- und Elektronikkästen und steuerten auf typische ‹Mädchenthemen› zu. Erst als wir sie an der Hand nahmen, entdeckten sie, wie viel Spass sie auch mit Mathe, Technik und Naturwissenschaften haben können.»
Neben ihrem Abenteuer im Baumhaus erlebt Pepper Mint in diesem Jahr auch eines in der Tiefsee. «Bei diesem geht es dann aber weniger um Mechanik, sondern um Hydraulik. Beispielsweise können die Mädchen eine Maschine bauen, die Seifenblasen in die Luft pustet», sagt Maier. Ebenso seien für 2019 bereits drei weitere Experimentierkästen geplant.