Das musst du wissen
- Auch wenn die Zahl der Rauchenden seit Jahren zurückgeht: Der Tabakkonsum fordert zahlreiche Todesopfer.
- Dabei ist die Tabakwerbung in der Schweiz im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wenig reguliert.
- Ausserdem sind Zigaretten im europäischen Vergleich eher günstig – höhere Preise könnten Junge abschrecken.
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Am 13. Februar kommt die Initiative «Kinder und Jugendliche ohne Tabakwerbung» vors Schweizer Stimmvolk. Ziel der Volksinitiative ist, Kinder besser vor der Verlockung des Nikotinstängels zu schützen. Dies soll damit erreicht werden, dass Werbung für Tabak überall dort verboten wird, wo Kinder und Jugendliche diese sehen könnten.
Für die Entscheidung ist es hilfreich, das Problem Rauchen in der Schweiz einschätzen zu können. Welcher Anteil der Schweizer Bevölkerung raucht? Wie alt sind die Raucherinnen und Raucher? Wie viele Menschen sterben am Tabakkonsum, und wie steht die Schweiz im internationalen Vergleich da? higgs hat die wichtigsten Zahlen zum Tabak grafisch aufbereitet.
Tabakwerbung: Mancherorts erlaubt, oftmals verboten
Die Länder sind sich alles andere als einig, wie mit Werbung für Tabakprodukte umgegangen werden sollte. Das bestätigt ein Blick auf die Weltkarte: Von der uneingeschränkten Werbeerlaubnis bis zu vollständigen Werbeverboten ist alles vertreten.
Die meisten europäischen Länder gehen einen Mittelweg und erlauben Werbung nur unter bestimmten Voraussetzungen. So ist in der Schweiz bereits jetzt Werbung in Fernsehen und Radio verboten. Doch damit geht die Schweiz bislang weniger weit als die Nachbarländer: In Frankreich und Italien gibt es nur noch wenige Ausnahmen vom Werbeverbot, in Deutschland ist seit 1. Januar 2021 ein Werbeverbot ausserhalb von Tabak-Verkaufsstellen in Kraft.
Rauchen ist der zweitwichtigste Risikofaktor für Todesfälle
Rauchen schadet – diese Erkenntnis ist schon lange anerkannt. Doch wie gross der Einfluss auf die Volksgesundheit tatsächlich ist, zeigt eine grosse Studie von 2019. Darin werten Forschende Risikofaktoren für vorzeitige Tode weltweit aus. Das Resultat: In der Schweiz wie auch weltweit ist Rauchen nach Bluthochdruck der zweitwichtigste Risikofaktor für Todesfälle.
Science-Check ✓
Studie: Global burden of 87 risk factors in 204 countries and territories, 1990–2019: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2019KommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie ist Teil des Studien-Komplexes «Global Burden of Disease». Dabei handelt es sich um ein Grossprojekt, welches regelmässig die Gesundheit der Weltbevölkerung analysiert. Aufgrund der äusserst unterschiedlichen Datenlage in den einzelnen Staaten muss die Autorenschaft teilweise auf Schätzungen zurückgreifen. Auch wenn 87 Risikofaktoren betrachtet werden, ist ausserdem möglich, dass gewisse wichtige Risikofaktoren dennoch nicht berücksichtigt werden.Mehr Infos zu dieser Studie...Basierend auf Daten der Gesundheitsbefragung des Bundesamts für Statistik BfS berechnet das Bundesamt für Gesundheit BAG einen Schätzwert der durch Tabak verursachten Todesfälle in der Schweiz. Demnach starben 2017 rund 9500 Menschen am Tabakkonsum. Das sind vierzehn Prozent aller Todesfälle in diesem Jahr. Bei den Männern starben 142 pro 100 000 Einwohner an den Folgen des Tabakkonsums, bei den Frauen 82. Der grösste Anteil – rund dreissig Prozent dieser Todesfälle – werden auf Lungenkrebs infolge von Tabakkonsum zurückgeführt, gefolgt von Herzerkrankungen.
Trotz der hohen Zahlen sterben in der Schweiz weniger Menschen am Tabakkonsum als im Umland: In Deutschland, Italien oder Frankreich ist das Rauchen häufiger Todesursache. Dennoch liegt die Schweiz über dem weltweiten Schnitt.
Immer weniger Menschen rauchen
Dank der Gesundheitsbefragung des BfS stehen konkrete Daten zur Entwicklung der Zahl der Raucherinnen und Raucher zur Verfügung. Es zeigt sich ein eindeutiger Trend: Seit 1997 hat der Anteil der Rauchenden stetig abgenommen – von 33 auf 27 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahren. Aber: Junge Menschen rauchen überdurchschnittlich häufig – auch wenn der Trend in die gleiche Richtung zeigt wie beim Rest der Bevölkerung. Mit dreissig Prozent liegt der Anteil der Tabakkonsumierenden zwischen 15 und 24 Jahren über dem schweizerischen Schnitt. Am häufigsten rauchen allerdings die 25- bis 34-Jährigen mit 38 Prozent.
Der Rückgang des Rauchens zeigt sich auch in der Zahl derer, die aufgehört haben: Rund zwanzig Prozent der Schweizer Bevölkerung haben einmal geraucht. Und diejenigen, die heute noch zur Zigarette greifen, tun dies deutlich seltener als früher: Der Anteil derer, die mehr als ein Päckli à zwanzig Zigaretten pro Tag rauchen, hat seit 1992 von 17 auf acht Prozent abgenommen.
Teurere Zigaretten – weniger Konsum?
In der Schweiz wird derzeit eine Tabaksteuer von 52 Prozent erhoben, sie macht damit einen Grossteil des Kaufpreises von Zigaretten aus. Dass diese Lenkungssteuer noch deutlich höher ausfallen könnte, zeigt Australien: Ganze 24 Franken kostet dort ein Zigarettenpäckchen, mehr als irgendwo sonst auf der Welt. Studien kommen zum Schluss, dass der Kaufpreis einen nennenswerten Einfluss auf den Konsum hat: Steigt der Preis, hält das vor allem junge und einkommensschwache Menschen vom Rauchen ab.
Im europäischen Vergleich sind Zigaretten in der Schweiz nicht besonders teuer: In den Nachbarländern kostet das Päckli nur in Frankreich mit 10.50 Franken mehr. Hinzu kommt jedoch, dass die Schweizer Bevölkerung über eine höhere Kaufkraft verfügt als ihre Nachbarn. Daher ist das Zigarettenpäckchen gemessen am Einkommen im europäischen Vergleich hierzulande schlussendlich günstig. Doch auch das könnte sich ändern: Die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention fordert weitere Preiserhöhungen.