Das musst du wissen

  • Die häufigsten Stressfaktoren bei jeder Art von Gewächsen sind Lichtmangel und übermässiges Giessen.
  • Ohne genügend Licht findet keine Fotosynthese statt und die Pflanze wächst nicht weiter.
  • Zu häufiges Wässern verdrängt den Sauerstoff in der Erde, weshalb die Wurzeln ersticken und die Topfpflanze stirbt.
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Trotz Liebe und Fürsorge kommen sie bei mir um – meine Zimmerpflanzen. Von Basilikum bis zu Kaktus und Palme habe ich schon manche Sorte ausprobiert – doch kein Exemplar hat es bei mir lange überlebt. Zimmerpflanzen haben aber positive psychologische Effekte und könne die Luft verbessern, weshalb ich sie nicht missen will.

Wer also hat eigentlich die wirklich guten Ratschläge punkto Pflanzenpflege? Diese Frage hat mich zu Pflanzenforschenden im botanischen Garten in Zürich geführt. Doch: Die Pflege von Pflanzen ist neben deren Erforschung ein eigenes Spezialgebiet. Darum haben mir die Forschenden Manfred Knabe empfohlen, den Gärtnermeister im Botanischen Garten. Und tatsächlich hatte Knabe ein ganzes Repertoire an Tipps parat. Ein Studien-Ratgeber «Growing Indoor Plants with Success» der Universität Georgia lieferte zusätzliches Wissen. Nun geht es meinen Pflänzlein um einiges besser. Damit auch du zur Kennerin oder zum Kenner wirst: Hier die wichtigsten Kniffe für die Pflanzenpflege.

Zu wenig Licht macht Zimmerpflanzen zu schaffen

Licht kurbelt die Fotosynthese an. Die Pflanze wandelt mittels der Lichtenergie CO2 und Wasser in für sie direkt verwertbare Glukose sowie Sauerstoff um. Hat sie genügend Glukose für ihre «Atmung», wird die überschüssige Glukose in Form von Stärke gespeichert. Je mehr Licht sie hat, desto schneller wächst die Pflanze.

Sukkulenten und Kakteen.Shutterstock/tete_escape

Sukkulenten und Kakteen sind schön anzuschauen und brauchen nicht viel Wasser.

Eine allgemeine Regel besagt: Pflanzen, welche viel Licht brauchen, sollten Richtung Süden oder Westen platziert werden. Mittelmass bietet das Fenster gen Osten. Zimmerpflanzen, welche wenig Licht benötigen, fühlen sich auch an nördlichen Fenstern wohl. Aber Achtung: Direktes Sonnenlicht mögen die meisten Pflanzen nicht. «Nur Kakteen und Sukkulenten vertragen direktes Sonnenlicht», sagt der Gärtnermeister Knabe. «Scheint die Sonne direkt auf das Fenstersims, sollten die Pflanzen also lieber umplatziert werden.» Um nachzuprüfen, ob die Lichtstärke reicht, kannst du dein Zuhause grob in vier Bereiche einteilen.

Vier Lichtzonen: Finde den richtigen Standort mittels Licht-Apps

Die vier Lichtzonen sind: eher dunkel, hell, sehr hell und sonnig. Diese Zonen werden aufgrund ihrer verschiedenen Lichtmenge, mit der Einheit Lux, eingeteilt.

  1. Eher dunkle Lichtzone: 300 – 800 lux
  2. Helle Lichtzone: 800 – 2000 lux
  3. Sehr helle Lichtzone: ab 2000 lux und ohne direktes Sonnenlicht
  4. Sonnige Lichtzone: mindestens vier Stunden direktes Sonnenlicht

Licht-Apps können dir dabei helfen, diese Beleuchtungsstärke zu messen und somit die passenden Bereiche für dein Hausgewächs ausfindig zu machen.

Falls deine Lieblinge nicht grösser werden, dann haben sie zu wenig Licht. Weitere Faktoren können sein, dass deine Pflanzen umgetopft werden müssen oder sie an zu kalten Orten stehen.

Die passende Temperatur für Zimmerpflanzen

Die Temperatur beeinflusst sowohl die Fotosynthese als auch den Abbau der in Form von Stärke gespeicherten Energie. Diese nutzt die Pflanze entweder um zu überleben oder, falls genügend vorhanden, um zu wachsen. Grundsätzlich gilt: Höhere Temperaturen beschleunigen die Fotosynthese und somit auch das Wachstum. Der durchschnittlich geeignete Temperaturbereich für Zimmerpflanzen liegt zwischen 18 und 27 Grad – die Temperatur sollte nie unter zehn Grad sinken. «Kälteschäden äussern sich durch Vergilben der Blätter oder dadurch, dass die Pflanze ihr Laub abwirft», sagt Knabe.

Östlich und nördlich ausgerichtete Räume sind tendenziell kühler als Räume mit Süd- und Westausrichtung. Der schnelle Temperaturanstieg bei südlichen und westlichen Fenstern bewirkt, dass die Pflanze schneller wächst. Jedoch verliert sie auch mehr Wasser, denn dieses verdunstet eher.

Was du sonst noch beachten solltest: die relative Luftfeuchtigkeit

Die meisten Zimmerpflanzen kommen ursprünglich aus den Tropen. Dort herrscht eine viel höhere Luftfeuchtigkeit als in unseren Räumen. Die durchschnittliche relative Feuchtigkeit in unseren Wohnräumen liegt bei zehn bis zwanzig Prozent, in den Tropen und in Gewächshäusern hingegen bei rund fünfzig Prozent. Tricks, um Luftfeuchtigkeit für deine Pflanzen zu erhöhen sind:

  1. Stelle deine Pflanzen nah zueinander, denn so entsteht eine Mikroumgebung mit höherer relativer Luftfeuchtigkeit.
  2. Platziere einen Luftbefeuchter oder eine Schale mit Wasser in die Nähe deiner Pflanzen.
  3. Besprühe deine Zimmerpflanzen regelmässig, oder brause diese unter der Dusche mal ab. Pflanzen mit behaarten Blättern mögen es allerdings nicht, wenn sie nass werden.

Die Crux: die Bewässerung der Topfpflanzen

Gemäss dem Gärtnermeister Manfred Knabe neigen wir dazu, Pflanzen zu viel zu giessen. «Zu viel Wasser verdrängt die Luft in der Erde, weshalb den Wurzeln dann der nötige Sauerstoff fehlt», sagt er. «Ein Indiz, dass eine Pflanze zu viel oder zu oft Wasser bekommt, ist, wenn sich ihre Blätter gelb verfärben.»

Jemand besprüht eine Zimmerpflanze.Shutterstock/goffkein.pro

Zimmerpflanzen verbessern die Luft, brauchen aber häufig Feuchtigkeit, zum Beispiel durch Besprühen mit Wasser.

Grundsätzlich gelte die Faustregel: Je grösser die Pflanze ist und je mehr Licht diese bekommt, desto mehr Flüssigkeit verschwitzt sie auch. Das heisst: Desto mehr Wasser benötigt sie. Allerdings sind Kakteen und Sukkulenten dabei eine grosse Ausnahme: «Diese brauchen sehr viel Licht und trotzdem wenig Wasser», erklärt Knabe. «Der Grund dafür ist, dass diese Arten das Wasser sehr gut speichern können».

Kontrolliere immer vor dem Giessen, ob die Erde noch vom letzten Guss feucht ist. Drücke dazu deinen Finger ein wenig in die Erde. Spürst du Feuchtigkeit, dann benötigt deine Zimmerpflanzen kein zusätzliches Wasser – warte also ab, bis der Boden ausgetrocknet ist. Dann aber solltest du die Pflanze zügig giessen. Und zwar so viel, bis das Wasser unten wieder hinaustropft. Dabei jedoch unbedingt Staunässe vermeiden: Leere das überschüssige Wasser aus dem Untersetzer aus. Ausserdem rät Knabe, Regenwasser zu nehmen. Denn dieses sei im Gegensatz zum Hahnenwasser kalkfrei und leicht sauer, genau wie der Boden in den Tropen.

Brauchen meine Zimmerpflanzen Dünger?

Mit dem Dünger sei es ähnlich wie beim Giessen: Meist verpasse man den Gewächsen zu viel davon, sagt Knabe. «Bei einer Überdüngung bilden sich Salze im Bodenwasser, welche den Wurzeln lebensnotwendiges Wasser entziehen und die Wurzeln verbrennen», fährt er fort. «Dieser Mangel zeigt sich mit Blattverformungen und verbrennungsartigen Anzeichen an den Blattspitzen.» Wichtig sei deshalb, den Dünger in kleinen Portionen zu verabreichen und die richtigen Mittelchen zu wählen. In jedem Produkt seien die Nährstoffe anders zusammengesetzt: Zitruspflanzen zum Beispiel brauchen viel Eisen und den entsprechenden Dünger.

In der Wachstumsphase im Sommer, von April bis September, sei der Bedarf an zusätzlichen Nährstoffen hoch: Dann kann alle zwei Wochen gedüngt werden. Im Winter braucht es das nicht. In dieser Zeit fehle der Pflanze das Licht, um zu wachsen.

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Was du bei Schädlingen und Pflanzenkrankheiten tun kannst

Auch mit genügend Nährstoffen, Licht und Temperatur können Schädlinge deine Pflanze befallen. Die Wahrscheinlichkeit eines Befalls ist aber höher, je mehr Stress eine Pflanze hat. «Einen leichten Befall von Läusen kann man von Hand oder auch mit verschiedenen Hausmittelchen kurieren», sagt Knabe. Zum Beispiel helfe Spülmittel mit Kaffee zu mischen und die Pflanze mit dem Mix besprühen. Auch eine Mischung aus Ethanol und ätherischen Ölen wie Niemöl empfiehlt er, um die unerwünschten Insekten zu entfernen. Wenn es draussen genügend warm sei, stelle man die befallene Pflanze am besten auf das Fenstersims oder in den Garten. Dort würden die Schädlinge von natürlichen Feinden gefressen.

Falls Trauermücken bei dir zu Hause herumschwirren, rät Manfred Knabe, sich zwei spezielle Topfpflanzen zuzutun, die Mücken fressen: Fettkraut oder Sonnentau. Am besten achtest du aber schon beim Kauf darauf, dass die Pflanze kerngesund ist.

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