Das musst du wissen

  • Tabak- und Tomatenpflanzen erzeugen Töne im Ultraschallbereich, von 20 bis 150 Kilohertz.
  • Diese Töne konnten Forschende noch 10 Zentimeter abseits der Pflanze aufzeichnen.
  • Menschen hören die Töne nicht, manche Säuger und Insekten aber könnten sie registrieren.

Wenn Tomaten-Büsche oder Tabak-Pflanzen gestresst sind, fangen sie an zu quietschen. Israelische Forschende haben es geschafft, dieses Quietschen aufzunehmen – zum ersten Mal in der Geschichte der Wissenschaft. Dies geht aus einem Vorabdruck einer neuen Studie hervor.

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Studie: Plants emit informative airborne sounds under stressKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie erschien als Pre-Print, also bevor sie von Fachexperten begutachtet wurde. Gegenüber dem New Scientist sagte der Pflanzenwissenschaftler Edward Farmer von der Universität Lausanne, dass er sich mehr Kontrollexperimente wünsche. Zwar ist es plausibel, dass bei Wasserstress von Pflanzen Geräusche entstehen, die von einigen Lebewesen gehört werden könnten. Ob dieses aber einen biologischen Nutzen hat, ist unklar.Mehr Infos zu dieser Studie...

Die Forschenden stellten Mikrofone 10 Zentimeter von den Pflanzen entfernt auf. So zeichneten sie Geräusche im Frequenzbereich zwischen 20 und 150 Kilohertz auf – dem Ultraschall-Bereich. Die Pflanzen quietschten, wenn sie durstig waren oder aber ihr Stamm geschnitten wurde. Im Schnitt machten Tomaten 35 solcher Geräusche pro Stunde, wenn sie zu wenig Wasser hatten und 25, wenn ihr Stamm durchgeschnitten wurde. Wenn sie nicht gestresst waren, machten sie maximal ein Geräusch pro Stunde.

Nutzen für Tiere ist Spekulation

Theoretisch, schreiben die Forscher, könnten Insekten und einige Säugetiere diese Signale hören und so gestresste Pflanzen etwa für eine Eiablage meiden. Der Pflanzenwissenschaftler Edward Farmer von der Universität Lausanne äussert sich dazu gegenüber dem Magazin New Scientist skeptisch: Die Idee, dass Motten den Pflanzen zuhören könnten, um gestresste zu meiden, sei ein wenig zu spekulativ. Ausserdem gebe es bereits viele Erklärungen dafür, warum Insekten einige Pflanzen meiden und andere nicht.

Mithilfe des maschinellen Lernens gelang es den Forschenden, das Pflanzen-Quietschen in unterschiedlichen Stress-Situationen zu unterscheiden: So war eine Tomate mit zu wenig Wasser lauter als eine abgeschnittene Tabakpflanze. Dies könnte der Präzisions-Landwirtschaft nutzen. Landwirten könnten ihren Pflanzen sprichwörtlich zuhören, um etwa punktgenau zu wässern.

Luftblasen explodieren

Woher die Geräusche kommen, haben die Wissenschaftler nicht untersucht. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Art Plopp, der in den Leitgefässen entsteht. Dort bilden sich bei Trockenstress nämlich Luftblasen, die explodieren können und die die Leitgefässe in Schwingung versetzten.

Dass Pflanzen mehr können als ihr sesshaftes Dasein vermuten lässt, ist bekannt: So können sie etwa sehen. Mithilfe von Photorezeptoren bewegen sie ihre Blätter und Blüten, je nachdem wo die Sonne steht. Auch flüchtige Stoffe in der Luft, die wir als Gerüche kennen, nehmen Pflanzen wahr. Und einen Tastsinn haben sie auch: Sie merken, wenn ein Insekt auf ihnen herumkrabbelt oder sie anknabbert.

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