In den Alpen ist die Artenvielfalt so gross wie sonst nirgends in Europa. Und obwohl dieser Lebensraum sehr gut erforscht ist, wusste man bisher nicht genau, welche und wie viele Flechten in dem Gebirge leben. Die Organismen wachsen sogar auf kahlem Stein – und bilden die Grundlage dafür, dass sich Pflanzen und später Tiere ansiedeln. Nun haben Wissenschaftler aus Italien, Österreich, Frankreich und der Schweiz in 15 Jahren Arbeit einen Katalog dieser Lebewesen zusammengestellt und herausgefunden: In den Alpen leben über 3000 verschiedene Flechtenarten.
Eine Flechte besteht eigentlich aus zwei Organismen: einem Pilz und entweder einer Alge oder einem Cyanobakterium. Durch diese Symbiose können Flechten Sonnenenergie nutzen und sich gleichzeitig auf den unwirtlichsten Oberflächen festhalten.
Auf Schweizer Boden findet sich mehr als die Hälfte der gesamten Flechtenarten der Alpen. Die Gesamtzahl von 3163 Arten sei überraschend hoch, schreiben die Forscher. Allerdings enthält der Katalog für jede fünfte Flechtenart nur unvollständige Einträge. Zum Beispiel fehlt manchmal die Gesteinsart, die eine Flechte besiedelt oder deren genaues Verbreitungsgebiet. Doch die Wissenschaftler hoffen, dass andere Flechtenforscher durch den neuen Katalog auf die schlecht beschriebenen Arten aufmerksam werden und diese besser erforschen.