Benedikt Meyer


Benedikt Meyer ist Historiker und Autor. Mit «Im Flug» hat er die erste wissenschaftliche Geschichte der Schweizer Luftfahrt geschrieben, mit «Nach Ohio» seinen ersten Roman veröffentlicht. Bei higgs erzählt er in der «Zeitreise» jeden Sonntag Episoden aus der Geschichte der Schweiz. Von den Wanderungen der Helvetier bis Erasmus von Rotterdam, vom Mord in Augusta Raurica bis zu Catherine Reponds tragischem Ende und von Henri Dunant bis zu Iris von Roten.

Ursula entstieg der Brandung der Karibik. Sie war jung, sie war blond, sie war schön und sie trug nichts weiter als ein Messer und einen Bikini. Die Experten streiten bis heute, welches von beiden gefährlicher war.

Ursula Andress stammte aus Ostermundigen. Ihre Eltern führten eine Gärtnerei, aber Ursula ging schon mit 16 nach Paris und später nach Rom. Sie traf Marlon Brando, der sie nach Hollywood mitnahm und dort erhielt sie irgendwie dort die Rolle in «James Bond jagt Dr. No». Das war eine Überraschung, denn abgesehen von ihrem Aussehen und der amüsanten Doppeldeutigkeit ihres Namens, war Miss «Undress» alles andere als perfekt. Ihre Haut war so blass, dass sie künstlich gebräunt und ihr Schweizer Akzent so schlimm, dass sie synchronisiert werden musste.

Andress‘ Debut war kein leichtes. Was aussah wie feiner weisser Sand, waren zerbröselte Korallen, das Gehen darauf fühlte sich an wie ein Spaziergang auf Legos. Doch die später zu «Ursi National» verklärte Schauspielerin definierte mit ihrem Auftritt die Rolle des Bond-Girls überhaupt. Und die Art wie sie aus den Wellen stieg, wurde zu einer Ikone der Filmgeschichte – auf einer Stufe mit Anita Ekbergs Bad im Trevi-Brunnen oder Darth Vaders «Ich bin dein Vater» in «Star Wars». Die Liste der filmischen Anspielungen und Zitate ist endlos und die Szene landet in Abstimmungen über den erotischsten Moment der Filmgeschichte regelmässig auf Platz eins.

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Das lag zum einen an Andress – und zum andern am Bikini. Der war 1962 zwar nicht mehr ganz neu, hatte aber immer noch einen eher zwielichtigen Ruf und wurde deshalb selten getragen. Das änderte sich mit Andress‘ Auftritt. Der Bikini verkaufte sich und die Frau aus Ostermundigen wurde zum international beachteten Star, der nicht nur weitere Filme mit Sean Connery drehte, sondern auch solche mit Elvis Presley und Berühmtheiten.

Wikimedia

Andress with Elvis Presley and Elsa Cárdenas im Film «Acapulco» (1963).

Ursula Andress‘ Bikini-Szene schrieb Film- und Mode-Geschichte, dokumentierte aber auch den Wandel von den moralinsauren 1950ern hin zu den liberaleren 1960er-Jahren, die mit einem positiveren Körperbild und unverkrampfterer Sexualität aufwarteten.

Digital in die Vergangenheit


Dieser Beitrag erschien erstmals auf dem Blog des Schweizerischen Nationalsmuseums.

Der Blog des Schweizerischen Nationalmuseums publiziert regelmässig Artikel über historische Themen. Diese reichen von den Habsburgern über Auslandschweizer bis hin zu heimischer Popmusik, die es zu Weltruhm gebracht hat. Der Blog beleuchtet viele Facetten der Landesgeschichte in den Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch. Mehr dazu gibt es unter: blog.nationalmuseum.ch

Zeitreise

In der «Zeitreise» erzählt der Historiker und Autor Benedikt Meyer Episoden aus der Geschichte der Schweiz. Von den Wanderungen der Helvetier bis Erasmus von Rotterdam, vom Mord in Augusta Raurica bis zu Catillons tragischem Ende und von Henri Dunant bis Iris von Roten. Die Serie erschien erstmals bei Transhelvetica und auf dem Blog des Schweizerischen Nationalmuseums.
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