Das musst du wissen

  • Heute braucht es jedes Jahr eine neue Grippeimpfung, weil sich die Viren ständig verändern.
  • In wenigen Jahren könnte das Problem gelöst sein: Ein universeller Grippe-Impfstoff befindet sich in klinischen Tests.
  • Dieser würde mit einer einzigen Impfung vor allen heutigen und zukünftigen Grippewellen schützen.

Es ist jedes Jahr dasselbe. Die Grippewelle schwappt von Asien aus rund um den Globus bis zu uns – und hinterlässt ein Bild der Verpfnüselung. Und jedes Jahr werden wir erneut ermahnt, uns zu impfen. In seinem Leben muss ein Mensch so ungefähr 80 Pikser über sich ergehen lassen, um sich konsequent vor dem Influenza-Virus zu schützen. Warum geht das nicht einfacher? Bei Masern, Keuchhusten und anderen Kinderkrankheiten reichen doch auch wenige Spritzen, und man ist Jahrzehnte oder sogar das Leben lang immun.

Das könnte in wenigen Jahren auch für die Grippe funktionieren: Ein universeller Impfstoff, der gegen alle heutigen und zukünftigen Influenzaviren wirken soll, befindet sich seit wenigen Monaten in der letzten Phase klinischer Tests.

Die Biotech-Firma Biondvax aus Israel hat mit ihrem neuen Impfstoff etwas geschafft, woran viele Forschungsgruppen gescheitert sind. Ihr Präparat schützt nicht wie die heutigen Impfstoffe gegen einen oder wenige Virenstämme, sondern gegen alle gleichzeitig. Und solche Stämme gibt es unglaublich viele: In der Datenbank des amerikanischen «National Institute of Health» sind 40’000 Influenzaviren aufgeführt. Jedes Jahr kann eines davon – oder auch eine bisher unbekannte Variation – um die Welt reisen und die Menschen anstecken.

Der Trick des neuen Impfstoffs: Er besteht nicht aus Virenbestandteilen wie die normale Grippeimpfung, sondern enthält bloss neun Eiweissfragmente der Viren. Die Eiweissfragmente entsprechen Stellen auf der Oberfläche der Grippeviren, die bei jedem Stamm identisch sind.

Der neue, universelle Impfstoff hat bereits sechs klinische Versuche in Israel und Europa erfolgreich abgeschlossen. In diesen ging es vor allem darum herauszufinden, ob der Impfstoff für den Menschen ungefährlich ist und ob er es überhaupt schafft, eine Antwort des Immunsystems hervorzurufen. Denn erst diese Immunantwort schützt uns vor zukünftigen Erkrankungen.

Erst jetzt, in der sogenannten Phase Drei der klinischen Versuche, können die Wissenschaftler untersuchen, wie gut der Impfstoff tatsächlich gegen Grippeviren schützt. Dazu wurden ungefähr 10’000 Probanden in zwei Gruppen eingeteilt: Die eine Gruppe erhält den neuen Impfstoff, die andere ein Placebo. Dann gilt es, abzuwarten und die Patienten genau zu beobachten: Geht der Plan auf, und die mit dem neuen Impfstoff Geimpften erkranken nicht mehr an der Grippe? Auch wenn alles gut geht, dürfte es aber noch mindestens fünf Jahre dauern, bis der universelle Impfstoff auf den Markt kommt. Oder anders gesagt: noch fünf Pikser.

Diesen Beitrag haben wir ursprünglich für nau.ch geschrieben.
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