Das musst du wissen
- Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, sind gewaltige Umwälzungen in der Energieerzeugung nötig.
- Im Jahr 2050 dürfte nicht mehr CO₂ in die Luft gelangen als natürlich oder technisch wieder daraus entfernt wird.
- Wenn es weitergeht wie bisher, wird die Temperatur bis Ende Jahrhundert um drei bis vier Grad ansteigen.
Es ist nur ein Unterschied von einem halben Grad, doch der Effekt wäre gross: Wenn es der Menschheit gelingt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad anstatt auf zwei Grad Temperaturanstieg zu begrenzen, würden weniger Ökosysteme zerstört und der Meeresspiegel würde bis ins Jahr 2100 um zehn Zentimeter weniger ansteigen. Das klingt nach wenig, doch es hiesse, dass zehn Millionen Menschen weniger von Überflutungen bedroht sind. Und auch bei 1,5 Grad Erwärmung würden 70 bis 90 Prozent der Korallenriffe absterben – doch bei zwei Grad wären es 99 Prozent. Schon im Jahr 2040 könnte es zu einem Korallen-Massensterben kommen.
Das sind die Resultate des neuesten Bericht des Weltklimarats IPCC. Dafür haben 91 Forschende aus 40 Ländern insgesamt mehr als 6000 Studien analysiert. Der Bericht zeigt nicht nur die drastischen Auswirkungen der Erwärmung, sondern auch Möglichkeiten, um die Klimaziele noch zu erreichen.
Doch diese Ziele werden immer unrealistischer, denn der Ausstoss von Treibhausgasen müsste jetzt rapide zurückgehen. Bis ins Jahr 2030 müssten die Emissionen 45 Prozent tiefer sein als im Jahr 2010. Und im Jahr 2050 dürfte nicht mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre gepustet werden, als wieder daraus entfernt wird – entweder auf natürlichem Weg oder durch technische Massnahmen. Noch sei die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad physikalisch möglich, doch dazu brauche es jetzt Veränderungen, wie es sie noch nie gegeben hat, sagen die Forschenden.
Bis ins Jahr 2050 müssten demnach 70 bis 85 Prozent der Stromerzeugung weltweit aus erneuerbarer Energie wie Wind- oder Sonnenenergie stammen. Von Kohle als Stromquelle hätte sich die Menschheit zu verabschieden, wenn das 1,5-Grad-Ziel erreich werden soll. In der Industrie müssten die Emissionen um 75 bis 90 Prozent sinken und zusätzlich müssten bis zum Ende des Jahrhunderts 100 bis 1000 Milliarden Tonnen Kohlendioxid wieder aus der Atmosphäre entfernt werden – entweder durch Aufforstungen oder durch Geräte, die das Kohlendioxid aus der Luft filtern.
Momentan leben wir noch deutlich zu CO₂-intensiv. Denn schon jetzt ist die Temperatur gegenüber der vorindustriellen Zeit um etwa ein Grad Celsius angestiegen und zurzeit wird es jedes Jahrzehnt 0,2 Grad wärmer. Wenn es so weiter geht, wird die Erde gegen Ende des Jahrhunderts eher drei oder vier Grad wärmer sein als in der vorindustriellen Zeit. Die Folge: Irreversible Schäden an Ökosystemen wie etwa Korallenriffen, extreme Hitzewellen, überflutete Küstenstädte und Wassermangel, der die Landwirtschaft bedroht.