Das musst du wissen
- Kopfschmerzen sind die dritthäufigste Ursache für den Verlust von Lebensjahren aufgrund körperlicher Beschwerden.
- Besonders häufige Kopfweharten sind Migräne, Spannungstypkopfschmerzen und Cluster-Kopfschmerzen.
- Sekundäre Kopfschmerzen sind Symptome einer Erkrankung, die abgeklärt und behandelt werden sollte.
Da ist er wieder, der Kopfschmerz: Er pocht und hämmert – oder zieht in einer schier unerträglichen Intensität. Und zu allem Überfluss kann er in Begleitung von Übelkeit und anderen Leiden kommen. Mal bleibt er nur kurz, dann will er tagelang nicht verschwinden. Kopfschmerzen plagen Menschen auf der ganzen Welt und sind laut der Weltgesundheitsorganisation WHO die dritthäufigste Ursache für den Verlust von Lebensjahren aufgrund von körperlichen Beschwerden.
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Studie: Global, regional, and national burden of migraine and tension-type headache, 1990–2016: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2016KommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Forschenden untersuchten die Daten aus über zweihundert weltweit durchgeführten Studien: 135 Studien über Migräne, 76 Studien über Spannungstypkopfschmerzen und 37 Studien über Kopfschmerzen, die durch Medikamentenübergebrauch ausgelöst werden. Mithilfe dieser Daten wollten sie herausfinden, wie verbreitet verschiedene Kopfschmerzarten sind und wie hoch der Verlust von Lebensjahren aufgrund dieser Schmerzen ist. Sie berücksichtigten dabei nur wissenschaftliche Arbeiten, in denen Kopfschmerzen auf der Grundlage der Internationalen Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen diagnostiziert wurden. Allerdings gibt es methodologische Unterschiede zwischen den untersuchten Studien. Zudem liegen besonders viele Daten aus Ländern mit hohem Einkommen vor, aus manch anderen Ländern standen den Forschenden gar keine Daten zur Verfügung. Die geschätzte Verbreitung der Kopfschmerzarten muss daher mit Vorsicht betrachtet und durch weitere Studien erst bestätigt werden.Mehr Infos zu dieser Studie...Doch Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz. Darum ist es zunächst wichtig, herauszufinden, welche Art von Kopfschmerz pocht, hämmert oder zieht. Ist das Kopfweh ein Symptom eines anderen Leidens, das behandelt werden muss, spricht man von sogenannten sekundären Kopfschmerzen. Auslöser können beispielsweise Fieber, Stoffwechselstörungen oder Depressionen sein. Zu den Warnsignalen gehören unter anderem: Neurologische Ausfälle, Bewusstseinsstörungen oder auch ein rasch einsetzender und sehr starker Kopfschmerz, den man auch als Donnerschlag-Kopfschmerz bezeichnen kann. Bei Verdacht auf sekundäre Kopfschmerzen sollten Betroffene ihren Arzt oder ihre Ärztin aufsuchen, um die Ursache abzuklären und zu behandeln.
Kopfschmerzen als Krankheit
Viel häufiger als solche Begleit-Kopfschmerzen sind jedoch die sogenannten primären Kopfschmerzen, bei denen der Schmerz selbst die Erkrankung ist. Die wichtigsten primären Kopfschmerzarten sind Migräne, Cluster-Kopfschmerzen und Spannungstypkopfschmerzen.
Wie du herausfindest, ob du Migräne hast und was du dagegen tun kannst, kannst du in unserem Beitrag «Was wirklich gegen Migräne hilft» genau nachlesen. Was bei Cluster-Kopfschmerzen und Spannungstyp-Kopfschmerzen zu tun ist, erfährst du im Folgenden. Denn jede Art Kopfweh hat ihre spezifischen Charakteristika und wird jeweils auf eine spezielle Weise behandelt, um den Schmerz zu lindern. Ein wichtiges Detail: Manche Personen leiden an mehreren primären Kopfschmerzarten und müssen den Schmerz besonders gut beobachten, um herauszufinden, welche Art von Kopfschmerz den konkreten Anfall verursacht.
Woran erkenne ich Spannungstypkopfschmerzen?
Spannungstypkopfschmerzen gehören neben der Migräne zu den verbreitetsten Kopfweharten. Von der selten auftretenden Attacke bis zum chronischen Leiden kann das Kopfweh vom Spannungstyp in den unterschiedlichsten Intensitäten erscheinen. Diese Kopfschmerzart kann aufgrund der Symptome mit Migräneattacken verwechselt werden. Laut der Internationalen Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen sorgt dieses Kopfweh für beidseitige, drückende oder auch beengende Schmerzen, die nicht pulsieren. Normale Bewegung wie zum Beispiel Gehen oder Treppensteigen verstärken den Schmerz nicht. Es kann vorkommen, dass Betroffene entweder Licht oder Geräusche als sehr unangenehm empfinden, nicht aber beides. Bei stark ausgeprägten Kopfschmerzen des Spannungstyps kann es zu Übelkeit als Begleiterscheinung kommen. Im Gegensatz zur Migräne müssen Betroffene aber nicht erbrechen.
Was kann ich tun, um den Schmerz zu lindern?
Bei Spannungstypkopfschmerzen hilft es, Pfefferminzöl auf die Stirn zu träufeln, erklärt Colette Andrée, Chemikerin, Pharmazeutin und Geschäftsführerin des gemeinnützigen Vereins Migraine Action. Auch Entspannungsübungen und körperliche Aktivität empfiehlt sie – und zwar sowohl bei einem akuten Anfall als auch zur Vorbeugung. Medikamente sollten hingegen wenn möglich vermieden oder aber hoch genug dosiert werden, damit sie während der Kopfschmerzattacke tatsächlich Wirkung zeigen. Empfehlungen für die Dosierung von Medikamenten wie Aspirin, Paracetamol oder Entzündungshemmer, finden Betroffene auf der Webseite von Migraine Action.
Woran erkenne ich Cluster-Kopfschmerzen?
Der sehr starke Cluster-Kopfschmerz ist nicht so stark verbreitet wie Kopfschmerzen des Spannungstyps oder Migräne. Etwa eine von tausend Personen leidet laut der Weltgesundheitsorganisation WHO an Cluster-Kopfschmerzen – Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
Solche Kopfschmerzen treten – wie der Name sagt – in Clustern auf, also in einer Häufung. Der Schmerz ist einseitig und kann geradezu unerträglich erscheinen. Betroffene sind während einer Attacke für gewöhnlich körperlich sehr unruhig: Sie sind nicht in der Lage sich hinzulegen, sondern laufen umher. Eine Cluster-Episode kann mehrere Wochen oder sogar Monate andauern. Die Frequenz reicht dabei von einer Kopfschmerzattacke jeden zweiten Tag bis hin zu acht Attacken täglich. Der Schmerz ist oft am Auge spürbar und kann zu Augentränen oder Symptomen wie etwa einem geschwollenen Lid führen. Auch Schwitzen im Bereich der Stirn oder des Gesichts kann vorkommen, genau wie eine laufende oder auch eine verstopfte Nase.
Was hilft den Schmerz zu lindern?
Während einer Cluster-Kopfschmerzattacke wird empfohlen, hundertprozentigen Sauerstoff zu inhalieren. Dafür ist eine Maske erforderlich, die Behandlung erfolgt in Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin. Weitere medikamentöse Therapien sind im Akutfall oder zur Vorbeugung möglich, wie die Schweizerische Kopfwehgesellschaft informiert, und können mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden.
Ein Cluster-Schub kann durch Wechsel ausgelöst werden, erklärt die Pharmazeutin und Chemikerin Colette Andrée: Zum Beispiel durch einen Saisonwechsel hin zu einer neuen Jahreszeit, aber auch durch den Wechsel vom Berufsalltag hin zu Ferien oder von Anspannung zu Entspannung. Ein konkreter Anfall könne etwa durch Alkoholkonsum oder zusätzlichen Stress in einer ohnehin stressigen Phase ausgelöst werden. In solchen Situationen empfiehlt Colette Andrée Betroffenen, auf Alkohol zu verzichten und im Alltag ganz bewusst und regelmässig für Entspannung zu sorgen.
Kopfschmerzen können die Lebensqualität stark einschränken. Doch die gute Nachricht ist: Jeder und jede kann das eigene Kopfweh genau beobachten, herausfinden, um welche Art es sich handelt – und den Schmerz durch vorbeugende Massnahmen sowie Mittel für den Akutfall lindern. Mit diesem Wissen lässt es sich langfristig besser mit dem ungebetenen Gast leben.