Das musst du wissen
- Aerosole sind kleinste Partikel und Tröpfchen, die kleiner als zehn Mikrometer sind.
- Weil die Partikel so klein sind, können sie in den Körper eindringen – und dort potentiell Schaden anrichten.
- Gerade ultrafeinen Aerosole sammeln sich in Wohnungen, wenn gekocht, getoastet oder Kerzen angezündet werden.
Toast zum Frühstück ist lecker, hat aber unerwartete Folgen: Dabei entstehen kleine Partikel, sogenannte Aerosole. Diese sind im Zuge der Corona-Pandemie in den Fokus geraten, weil sie das Virus übertragen können. Doch auch davor sorgten sie schon für Diskussionen. Denn sie sind nichts anderes als Feinstaub: Und dieser kann ins Gehirn, Herz und andere Gewebe eindringen und dort Schaden anrichten.
_____________
Abonniere hier unseren Newsletter! ✉️
_____________
Für besonders bedenklich halten Forscher die ultrafeinen Partikel, die kleiner sind als ein Mikrometer – manche messen sogar nur wenige Nanometer. Erstmalig inspizierten nun Forschende des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung Wohnungen auf diese ultrafeinen Schadstoffe hin. Die Resultate publizierten sie im Fachmagazin Aerosol and Air Quality Research.
Science-Check ✓
Studie: Particle Mass Concentrations and Number Size Distributions in 40 Homes in Germany: Indoor-to-outdoor Relationships, Diurnal and Seasonal VariationKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Stichprobe mit 40 Wohnungen ist relativ klein, jedoch die grösste je untersuchte, die ultrafeine Partikel einschloss. Die Feinstaub- und Aerosolbelastung hängt zudem stark von Baumaterialien, Umgebung und Art der Einrichtung ab. Qualitativ wurde das nicht betrachtet. Auch wurden die Werte in deutschen Wohnungen gemessen, die relativ luftdicht abgeschlossen sind – weltweit gültig sind diese nicht. Die Studie bezog CO₂-Werte, meteorologische Daten, Ventilation, Aktivitäten der Bewohner und Feinstaubbelastung ein. Sie kann Hinweise auf die Aerosol-Belastungen in Innenräumen geben.Mehr Infos zu dieser Studie...Ihre Quintessenz überrascht: Wenn die Wohnungsluft besonders stark mit den sehr kleinen Aerosolen belastet ist, sind die Bewohner vor allem selbst schuld. Die meisten ultrafeinen Partikel registrierten die Wissenschaftler, wenn die Bewohner Brot toasteten, kochten oder Kerzen anzündeten. Dann entstehen sehr viele feinste Russpartikel und Öltröpfchen, die kleiner als ein Mikrometer sind. Besonders im Winter, wenn die Bewohner kaum lüfteten, liess die Luftqualität in den 40 untersuchten Wohnungen nach solchen Aktivitäten zu wünschen übrig. Die Konzentration der kleinen Aerosole übersteigt dann sogar die Konzentration draussen, denn diese ist im Schnitt höher.
In allen Haushalten analysierten die Forschenden die Luft jeweils im Winter und im Sommer, insgesamt im Schnitt zehn Tage. Die Wohnungen waren sehr unterschiedlich bezüglich Grösse, Ausstattung und Lage, um eine möglichst grosse Bandbreite abzudecken. Da alle Wohnungen mit modernen Isolierglasfenstern ausgestattet waren, gab es kaum natürlichen Luftaustausch zwischen Innenraum und Umgebung. Und weil die Menschen den ultrafeinen Schmutz überwiegend selbst erzeugen, spielt es laut Studienleiter, dem Meteorologen Alfred Wiedensohler, auch keine grosse Rolle, ob das Haus an einer stark befahrenen Strasse liegt oder nicht.
Diese Resultate lassen aufhorchen. Denn Menschen halten sich heutzutage durchschnittlich über 22 Stunden pro Tag in geschlossenen Räumen auf, oft in der Wohnung oder im Büro. Von der «Generation Indoor» sprechen Experten. Bekannt war bisher vor allem, das grössere Feinstaubteilchen hier ein Problem sind. Deshalb hatten Wissenschaftler in den meisten Studien nur Teilchen mit 2,5 Mikrometern Durchmesser und grösser gemessen. Ihre Konzentration liegt drinnen höher als draussen. Dieser Feinstaub verursacht nachweislich Herz-Kreislauferkrankungen, Lungenkrebs und vorzeitige Todesfälle. Besonders viel Feinstaub findet sich in Büros mit Kopier- und Druckgeräten, die viel Feinstaub ausstossen. Nun kommen also noch hohe Konzentrationen von ultrafeinen Aerosolen abhängig von Aktivitäten wie Kochen dazu.
Im Licht der neuen Erkenntnisse rät der Forscher Alfred Wiedensohler: «Unbedingt mehrmals am Tag lüften – besonders nach dem Kochen, Kuchen backen und Kerzen anzünden, um die Spitzen mit ultrafeinen Aerosolen zu kappen!» Und noch einen Tipp hat er: Den Backofen, das Waffeleisen und den Toaster sollte man regelmässig reinigen. Dann setzen sie auch weniger der winzig kleinen Teilchen frei. Diese entstehen nämlich, wenn Lebensmittelreste in den Geräten oder ein Fettfilm im Herd verkokelt. Wiedensohler selbst verzichtet sogar ganz auf Kerzen – für eine bessere Luft zuhause.