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Der erste Klimagipfel, an dem auch Politiker über die Klimaerwärmung diskutierten, fand vor 27 Jahren in Rio de Janeiro statt. Die Wissenschaft warnt schon länger.

Warum also hören wir nicht schon längst auf die Warnungen der Experten? Wo wir doch sonst so rasch und heftig auf Warnungen reagieren: Ein paar Tweets über die angebliche Gefährlichkeit eines neuen Standards für Mobiltelefonie, und es hagelt Einsprachen gegen Antennenstandorte, mehrere Kantone verhängen ein Moratorium. Dasselbe bei gentechnisch veränderten Pflanzen, der angeblichen Schädlichkeit von Stromsparlampen, LED-Beleuchtung und, und, und.

Ein paar wenige Warnungen und Teile der Bevölkerung brechen in Panik aus, während die Experten mit Fakten zu beschwichtigen und beruhigen versuchen.

So läuft es in vielen Risikodiskussionen. Wobei in der Regel vor allem Laien Risiken sehen. Jene, die die Details und Fakten kennen, betonen mehr die Chancen. Das ist normal.

Denn mit Faktenwissen kann man nüchtern Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen und Strategien entwickeln, um Risiken zu mindern. Und wer wenig weiss, muss blind vertrauen. Blind vertrauen ist aber unangenehm, darum misstrauen wir der Gentechnik, der Nanotechnologie, dem Mobilfunkstandard und so weiter. Die Laien haben Angst, die Experten nicht.

Ausser beim Klimawandel. Hier machen sich die Experten unendlich viel mehr Sorgen als die Laien. Tausende von Wissenschaftlern weisen seit über 30 Jahren darauf hin, dass sich die Erdatmosphäre aufheizt, dass dafür zu einem wesentlichen Teil der Mensch verantwortlich ist, und dass das ein Problem ist für unseren Wohlstand, die Ernährung, die Sicherheit.

Schon vor über 30 Jahren ein Thema: «Klima vor dem Kollaps» am 18.11.1988 in der Wissenschaftssendung MTW auf SF DRS (heute SRF) mit Beat Glogger und Peter Lippuner.

Das nimmt aber 30 Jahre lang niemand so richtig ernst, bis Greta Thunberg kommt und uns wachrüttelt.

Warum ist das so?

Weil es unangenehm ist, die Klimaproblematik ernst zu nehmen. Und weil es bequem ist, seine Angst vor Elektrosmog, Gentech oder Nanoteilchen zu pflegen. Denn das sind die Technologien der anderen, der Konzerne, der bösen Kräfte, die uns bedrohen. Man kann die Verantwortung delegieren und macht sich einfach mal Sorgen.

Wer aber den Klimawandel ernst nimmt, der muss sein Verhalten ändern. Weil dann ein Shopping-Trip nach New York nicht mehr drin liegt, genauso wenig wie jeden Tag ein Steak. Und das kann anstrengend sein oder sogar unangenehm.

Also haben die Laien Jahre lang das sich Sorgen über das Klima den Experten überlassen. Selber schuld, wissen die so viel.

Der Faktist

Der Faktist schaut ganz genau hin. Im Dschungel der wissenschaftlichen Studienresultate behält er den Überblick. Zeigt, was zusammenhängt. Und was einfach nicht aufgeht. Der Faktist ist Beat Glogger, Gründer und Chefredaktor von higgs. Jeden Dienstag als Sendung auf Radio 1 und als Video auf higgs.
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