Das musst du wissen

  • Je mehr wir wissen, desto bessere Entscheidungen können wir treffen.
  • Doch viele Menschen gehen nützlichen Informationen bewusst aus dem Weg und vermeiden potenziell schlechte Nachrichten.
  • In welchen Situationen jemand das tut, ist sehr individuell. Ungeduldige ziehen Unwissen aber zum Beispiel oft vor.
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Unwissen schützt vor Strafe nicht – und auch nicht vor gesundheitlichen Folgen. Trotzdem ziehen wir es in manchen Situationen vor, nichts zu wissen. Wenn es zum Beispiel darum geht, wie viele Kalorien der Lieblingskuchen hat. Doch wie häufig bleiben wir lieber uninformiert, und bei welchen Themen? Amerikanische Forschende haben nun eine Methode entwickelt, mit der sie Informationsvermeider besser beschreiben können. Ihre Studie, die im Fachmagazin Management Science erschienen ist, zeigt: Dass Menschen etwas lieber nicht wissen wollen, ist häufig.

Science-Check ✓

Studie: Measuring Information PreferencesKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie nutzt konkrete Szenarien und kann damit, anders als andere Studien vor ihr, die Häufigkeit und Merkmale der Informationsvermeidung zum ersten Mal in einem möglichst realen Kontext beschreiben. Da aber nur elf Szenarien untersucht wurden und diese sehr spezifisch sind, ist es schwierig die Resultate zu generalisieren. Die Studie gibt Hinweise, belegt aber noch nichts.Mehr Infos zu dieser Studie...

Um die Vorlieben für Informationen zu messen, entwickelten die Forschenden elf hypothetische Szenarien. In diesen konnten Freiwillige jeweils angeben, ob sie eine bestimmte Information erhalten wollten oder doch lieber im Unwissen blieben. Ein Beispiel: Im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung stellt dir dein Arzt eine Reihe von Fragen, anhand denen er abschätzen kann, wie alt du wirst. Möchtest du wissen, wie hoch deine Lebenserwartung ist? Oder: Du hast an einer psychologischen Studie mitgemacht, bei der du angeben musstest, wie attraktiv du die anderen Teilnehmer findest. Auch du wurdest von allen anderen bewertet. Möchtest du wissen, was dabei herauskam?

Dabei deckten die Szenarien drei Lebensbereiche ab: die eigene Gesundheit, Finanzen und wie einen andere Menschen wahrnehmen. Diese haben die Forschenden gewählt, weil bekannt ist, dass Menschen hier Informationen besonders häufig vermeiden. Und es Themen sind, bei denen die Wahrheit unangenehm sein kann – Wissen aber auch Vorteile bringt, etwa um bessere Entscheidungen zu treffen. Das Wissen um eine bestimmte Krankheit kann etwa helfen, diese frühzeitig zu behandeln.

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Am Ende mussten die Befragten selber einschätzen, ob sie eher zu jenen gehören, die möglicherweise unangenehmen Informationen aus dem Weg gehen oder nicht. Insgesamt nahmen über 2400 Personen teil. Was dabei herauskam: Über alle Szenarien gesehen, zogen es zwischen 17 und 51 Prozent der Befragten vor, lieber uninformiert zu bleiben. Während sich dies bei den meisten auf spezifische Lebensbereiche bezog, gab es auch einige, die es generell vorzogen, weniger zu wissen. So scheinen Ungeduldige potenziell negative Informationen – beispielsweise ob man an Alzheimer erkranken könnte – eher zu meiden und damit glückseliges Unwissen der schmerzhaften Wahrheit vorzuziehen. Risikobereitere Personen hingegen sind auch eher willens, schlechte Nachrichten zu erhalten.

Die politische Ausrichtung, das Geschlecht, das Alter und die Art der Ausbildung spielten keine Rolle. Viel mehr sind wir alle in gewissen Situationen lieber unwissend. Und schaffen uns damit unsere eigene, angenehme Realität.

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