Das musst du wissen

  • Nitrat und Pflanzenschutzmittel bedrohen die Qualität des Schweizer Trinkwassers.
  • Es sind aber noch viele weitere Stoffe im Grundwasser enthalten: Unter anderem Mineralien, Süssstoffe und Arzneimittel.
  • Bei weitem nicht alle Stoffe sind problematisch.

In einem neuen Bericht schlägt das Bundesamt für Umwelt Alarm: Das Düngemittel Nitrat und Pestizide verunreinigen das Schweizer Grundwasser zunehmend. Das Trinkwasser in der Schweiz stammt zu 80 Prozent aus dem Grundwasser. Doch in unserem Hahnenwasser steckt noch viel mehr: Unzählige Chemikalien befinden sich darin.

Nicht alles ist giftig, oder genauer gesagt: Alles ist Gift, aber erst ab einer gewissen Konzentration. Der Bund hat deshalb für die meisten Stoffe Grenzwerte für Grundwasser und Trinkwasser festgelegt, welche nicht überschritten werden dürfen. Der neue Bericht zeigt: Einige Stoffe überschreiten die Grenzwerte immer wieder. Eine unvollständige Übersicht über das, was in unserem Wasser so herumschwimmt:

Mineralien, Metalle und Salze

Das beruhigende vorab: Im Trinkwasser sind auch wertvolle Mineralien enthalten, ohne die der Mensch nicht leben könnte. Kalzium zum Beispiel braucht der menschliche Körper, um Knochen und Zähne aufzubauen, aber auch für die Muskeltätigkeit. Eine Überdosis kann es kaum geben – es gibt dementsprechend auch keine Grenzwerte. Das gleiche gilt für Magnesium: dieses brauchen wir ebenfalls für die Muskeln, aber auch um Enzyme zu bilden. Ausserdem verhindert das Mineral Muskelkrämpfe und hilft gegen Herzinfarkte. Auch Eisen ist im Trinkwasser enthalten – bei höherer Konzentration trübt sich das Wasser gelblich. Auch eine hohe Kupferkonzentration macht sich bemerkbar: Dann schmeckt das Wasser bitter. Kupfer kann bei Babys und Kleinkindern zum Problem werden: Bei hohen Konzentrationen schädigt Kupfer die Kinderleber, es kann zu einer sogenannten Leberzirrhose kommen.

Dünger, Pestizide, Süssstoffe

Das grösste Problem in der Schweiz ist momentan Nitrat: Es wird in der Landwirtschaft als Düngemittel eingesetzt, da er den Pflanzen als Nährstoff dient. Nur: Es wird mehr gedüngt, als die Pflanzen aufnehmen können. Nitrat bindet sich schlecht mit den Bodenteilchen, wird also ausgewaschen. Dadurch gelangt Nitrat in Übermengen in das Grundwasser und in die Umwelt. Das schadet den Ökosystemen. Aber auch im Menschen, besonders für Kinder und Schwangere, kann Nitrat Schaden anrichten: In umgewandelter Form hemmt es den Sauerstofftransport – im Extremfall werden Hirn oder Herz unterversorgt. Zudem führt es laut einer dänischen Studie zu einem erhöhten Darmkrebsrisiko: Und das schon bei einer Konzentration von 4 mg/l, was weit unter dem Schweizer Grundwasser-Grenzwert von 25 mg/l liegt.

Ebenfalls ein Problem in der Schweiz sind Pflanzenschutzmittel und daraus resultierende Stoffe, sogenannte Metaboliten, im Grundwasser. Das Bundesamt für Umwelt hat 40 verschiedene Pflanzenschutzmittel und Metaboliten im Grundwasser identifiziert. Diese kommen vor allem in dicht besiedeltem und landwirtschaftlich intensiv genutztem Gebiet vor, zum Beispiel im Mittelland. Viele Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln sind für Menschen und die Umwelt schädlich. Zudem werden sie im Boden und im Körper nur sehr langsam abgebaut, die Wirkstoffe können sich also kumulieren.

Unser Wasser ist aber nicht nur gedüngt und leicht vergiftet, sondern auch gesüsst: so findet sich darin der künstliche Süssstoff Acesulfam – auch bekannt als Lebensmittelzusatzstoff E950. Er schmeckt 200 Mal süsser als herkömmlicher Haushaltzucker. Im Körper setzt er durch seine Süsse Insulin frei, er ist für den Körper aber nicht verwertbar, liefert also keine Energie. Deshalb ist er für Diabetiker geeignet. Er gilt gesundheitlich als unbedenklich – älteren Studienergebnisse, wonach der Süssstoff krebserregend sein soll, konnten in zahlreichen weiterführenden Studien nicht belegt werden.

Antibiotika und Arzneimittel

Im Grundwasser sind auch verschiedenste Antibiotika und Arzneimittel enthalten. Unter den in der Schweiz am häufigsten gefundenen ist das Antibiotikum Sulfamethoxazol. Es wird verwendet, um Harnweginfekte oder Lungenentzündungen zu bekämpfen. Antibiotika im Grundwasser bergen die Gefahr, Antibiotika-Resistenzen zu fördern. Auch das Antiepileptikum Carbamazepin ist in höheren Konzentrationen vorhanden. Das Arzneimittel wird gegen Epilepsie verwendet, aber auch bei psychischen Störungen. Arzneimittel sind im Grundwasser in so geringen Mengen vorhanden, dass bei Menschen bisher keine Wirkung nachgewiesen werde konnte. Bei Tieren und Pflanzen können sie aber schädlich wirken.

Mikroorganismen

Im Wasser steckt auch ganz viel Leben: Mikroorganismen, Bakterien, Pilze, Hefen, Viren – das alles schwimmt herum. Das meiste davon ist für die Schweizer Bevölkerung allerdings unbedenklich.

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