Das musst du wissen
- Die meisten Studien zur Zufriedenheit der Menschen stammen aus westlichen, reichen Ländern.
- Aufgrund dessen sind in diesen Umfragen christlich-protestantische Werte wie Individualismus und harte Arbeit wichtig.
- Eine neue Studie zeigt, welchen Einfluss das Herkunftsland einer solchen Studie auf die Ergebnisse hat.
Die Finnen sind das glücklichste Volk der Welt. Das sagt zumindest der World Happiness Report 2020. Jedes Jahr veröffentlicht eine Gruppe von Experten diese Publikation, um die glücklichste Bevölkerung der Welt zu küren. Basis für den Bericht bilden Umfragen, an denen Menschen aus 156 Staaten teilnehmen und auf einer Skala von eins bis zehn ihre Zufriedenheit in verschiedenen Lebensbereich bewerten. Doch diese Ergebnisse müssen mit Vorsicht genossen werden, sagt eine neue Studie. Denn «Glück» bedeutet nicht für alle Menschen und Kulturen dasselbe. Dies untersuchten Forschende der Universität Kalifornien und publizierten im Fachmagazin Plos One nun ihre Ergebnisse.
Science-Check ✓
Studie: Happiness around the world: A combined etic-emic approach across 63 countriesKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie mit relativ vielen Testpersonen durchgeführt, was ihr Glaubwürdigkeit verleiht. Allerdings waren die meisten Probanden Hochschulstudierende. Deshalb können die Ergebnisse nicht als universell zutreffend angesehen werden.Mehr Infos zu dieser Studie...Westliche Länder werten Individualität hoch
Den Forschenden fiel zunächst eines auf: Die meiste Forschung zum Thema Glück und Zufriedenheit kommt aus «WEIRD»-Ländern. Das bedeutet westliche, gebildete (educated), industrialisierte, reiche und demokratische Länder. In diesen Ländern sei Glück geprägt von einer christlich-protestantischen Weltanschauung, schreiben die Autoren. In diesen Ländern stünden der Wert des Individuums und harte Arbeit im Zentrum, um persönliches Glück zu erlangen. Auch spielt das Selbstwertgefühl des Einzelnen eine grosse Rolle bei der Zufriedenheit.
Im Gegensatz dazu stehen zum Beispiel ostasiatische Länder, in denen Glück eher in Zusammenhang mit Beziehungen mit anderen Menschen, wie Freunde oder Familie, gesetzt wird. Daher ist anzunehmen, dass Umfragen, die in den «WEIRD»-Ländern konzipiert wurden, eher eine christlich-protestantische Weltanschauung des Glücks priorisieren. Dies zeigt sich auch im World Happiness Report 2020. Die top zehn Länder sind definitiv «WEIRD».
Um dieser Sache auf den Grund zu gehen, liessen die Forschenden Testpersonen aus 63 Ländern zwei unterschiedliche Zufriedenheits-Umfragen ausfüllen. Die eine basierte auf der Subjective Happiness Scale. Diese wurde in den USA entwickelt und ist eine der verbreitetsten Methoden in der westlichen Glücksforschung. Die andere Umfrage stützte auf die Interdependent Happiness Scale ab, eine Methode aus Japan. Danach untersuchten sie die statistische Reliabilität der Ergebnisse. Das heisst, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Ergebnisse die Realität abbildeten.
Die japanische Umfrage erzielte insgesamt zwar eine höhere Reliabilität. Die Ergebnisse zeigten aber, dass, je näher ein Land kulturell am Ursprungsland der Umfrage war, die Reliabilität umso höher war. Beispielsweise war der japanische Test in der Lage, die Zufriedenheit der südkoreanischen Testpersonen angemessen zu untersuchen. Die Zufriedenheit der Westeuropäer mass sich hingegen mit dem US-amerikanischen Test am genausten.
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Allerdings waren die Unterschiede der beiden Messmethoden nicht so gross wie erwartet. Ausserdem stellten die Forschenden fest, dass beide Tests nicht in der Lage waren, die Zufriedenheit in afrikanischen Ländern und im mittleren Osten real abzubilden. Wie glücklich die Menschen in diesen Regionen sind, bleibt uns also noch weitgehend verborgen.