Der Kreuzbandriss ist bei Menschen eine typische Sportverletzung. Auch bei Hunden kommt sie oft vor. Doch die Behandlungen von Mensch und Hund sind unterschiedlich: Bei uns wird das gerissene Band meist in einer Operation mit einem anderen Band aus unserem Körper ersetzt, was sechs Wochen Bettruhe und Gehen an Krücken nach sich zieht. Anders bei Hunden: «Wenige Tage nach einem Kreuzbandriss laufen sie bereits wieder», sagt Luc Smolders, Veterinärchirurg am Tierspital der Uni Zürich. Der Grund dafür ist eine andere Operationstechnik: Hunden ersetzen Veterinärchirurgen das gerissene Band nämlich nicht. Stattdessen machen sie einen Schnitt in den Unterschenkelknochen. Dadurch verändert sich die Stellung des Gelenkes so, dass es das Kreuzband gar nicht mehr braucht.

Solch ausgefeilte Behandlungsweisen kennt die Tiermedizin erst, seitdem die Menschen bereit sind, viel für die Behandlung ihrer Haustiere zu bezahlen. Nun sei es wichtig, dass die Humanmedizin von den Erkenntnissen der Veterinäre profitieren könne, sagt Smolders. Er ist davon überzeugt, dass dies Therapien verbessern würde. «Doch dazu müssten Tier- und Humanmediziner enger als bisher zusammenarbeiten.»

Gesunde Tiere, gesunde Menschen

Die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Tierärzten sei auch zur Bekämpfung von Epidemien wichtig, sagt Jan Fehr, Oberarzt am Unispital Zürich. «Für globale Probleme wie Zika und Ebola braucht es sogar noch weitere Experten aus anderen Fachgebieten.» Zum Beispiel lässt sich die Tollwut in Indien nur eindämmen, wenn auch Soziologen bei der Bekämpfung miteinbezogen werden. Denn Hunde spielen in der dortigen Kultur eine bedeutende Rolle – die Menschen füttern selbst streunende Hunde. So kommt es durch Bisse immer wieder zu Tollwut-Ansteckungen. Deshalb ist es effizienter, alle Tiere zu impfen, anstatt einzelne Menschen nach Bissen zu behandeln. Die Hunde werden nun systematisch eingefangen, geimpft und wieder freigelassen.

 

Die Erstversion dieses Beitrags erschien am 9. September 2016.
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