Das musst du wissen
- Im Weltall wollten Forschende untersuchen, wie sich die Schwerkraft auf Spinnennetze auswirkt.
- Dafür flogen sie zwei Goldene Seidenspinnen zur Internationalen Weltraumstation ISS.
- Das Ergebnis: Spinnen orientieren sich nach der Schwerkraft. Fehlt diese, hilft ihnen Licht bei der Orientierung.
Hasen, Affen, Katzen, Frösche, Ameisen – sie alle haben die Erde schon mal von oben gesehen. Und die Liste der raumfahrenden Tiere wird immer länger. Dazu gehören auch verschiedene Spinnenarten, die in der Schwerelosigkeit ihre Netze bauen sollten. Dies, um zu sehen, wie die Erdanziehungskraft die Form der Spinnweben beeinflusst. Denn auf der Erde bauen Spinnen asymmetrische Netze, bei der das Zentrum gegen oben hin verschoben ist. Das Tier selber wartet kopfüber auf Beute. Nach einem früheren Fehlschlag ist es der Nasa mithilfe eines Spinnenforschers der Universität Basel nun gelungen, ein Netzbau-Experiment an Bord der internationalen Raumstation ISS erfolgreich durchzuführen – mit überraschendem Ergebnis: Die Netze im All waren tatsächlich symmetrischer als die irdischen, aber nur dann, wenn die Tierchen sie im Dunkeln sponnen. Die Resultate erschienen im Fachmagazin The Science of Nature.
Science-Check ✓
Studie: Spiders in space—orb-web-related behaviour in zero gravityKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Anzahl Tiere im Experiment ist sehr klein. Insgesamt kamen über den Zeitraum des Experiments von knapp zwei Monaten 100 Netze zusammen, die die Forschenden miteinander vergleichen konnten. Die kleine Stichprobe macht die Ergebnisse aber weniger zuverlässig. Sie müssen in weiteren Experimenten bestätigt werden.Mehr Infos zu dieser Studie...Für ihre Experimente schickten die Forschenden 2011 zwei Goldene Seidenspinnen namens Gladys und Esmeralda zur ISS. Zwei unbenannte Exemplare blieben auf der Erde. Während alle vier Spinnen ihre Netze bauten machten je drei Kameras alle fünf Minuten ein Bild. Insgesamt kamen über zwei Monate hinweg so rund 130 000 Bilder zusammen, von denen die Forschenden anschliessend mehr als 14 000 hinsichtlich der Netz-Asymmetrie, der Orientierung der Spinne und der Netz-Regelmässigkeit auswerteten.
Dabei fanden sie heraus, dass das Zentrum der Spinnennetze in der Schwerelosigkeit mehr in der Mitte lag und die Spinnen sich auf den Netzen willkürlich platzierten. Dieser Effekt zeigte sich aber nur in der Nacht. Im Lichtschein gesponnene Netze waren hingegen ähnlich asymmetrisch wie jene auf der Erde und die Spinnen orientierten sich weg von der Lichtquelle nach unten. «Dass Licht für die Orientierung der Spinnen im Raum eine Rolle spielt, hätten wir nicht vermutet», sagt Samuel Zschokke, Spinnenexperte der Universität Basel und Erstautor der Studie in einer Mitteilung. Und dass die Forschenden dies überhaupt bemerkten, verdanken sie rein dem Umstand, dass die Lichter oben an der Kammer und nicht auf verschiedenen Seiten angebracht waren.
Die günstige Position der Lampe sollte aber nicht der einzige glückliche Zufall bleiben. Denn geplant war eigentlich das Experiment mit Weibchen durchzuführen. Zwei der vermeintlichen Weibchen stellten sich später, als sie ausgewachsen waren, aber als kleinere Männchen heraus. Zum Glück war nur eines der Männchen ins All geflogen und die beiden Gruppen damit gleich und miteinander vergleichbar.
Frühere Anläufe dieses Experiments waren hingegen weniger erfolgreich verlaufen. So startete die erste Spinnenmission der Nasa 2008 mit zwei Spinnen, eine für das Experiment und eine als Reserve. Im All angekommen gelang es der Reservespinne aber, aus ihrer Box auszubrechen und in die Experimentierkammer zu gelangen. Herausholen konnte man sie aus Sicherheitsgründen jedoch nicht mehr, sodass sich die beiden Spinnen beim Netzbau auf engem Raum gegenseitig störten. Doch das war noch nicht alles: Nach rund einem Monat war von den Spinnen nichts mehr zu sehen, da sie förmlich hinter einer Wand von Fliegenlarven verschwanden. Diese waren als Nahrung mit an Bord, doch auch ihnen gelang die Flucht aus dem Zuchtbehälter, in dem sie sich viel stärker vermehrten als erwartet. Am Ende diente den Forschenden dieses erste Experiment zwar als Beweis, dass Spinnen auch im All Netze bauen können, über die Unterschiede in der Symmetrie liess es aber keine Schlüsse zu.
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Dieser Fehlschlag war denn auch der Grund, wieso sich die amerikanischen Forschenden entschieden, Schweizer Hilfe beizuziehen. Dass das Experiment dann ohne Pannen verlief – die Spinnen also nicht ausbüxten etwa – dürfte auch die Astronauten gefreut haben. Denn die bis zu einem Meter grossen Spinnennetze hätten ihnen das Leben an Bord der ISS bestimmt nicht leichter gemacht.