Das musst du wissen

  • An Heiligabend erleiden fast 40 Prozent mehr Menschen einen Herzinfarkt als an anderen Tagen.
  • Zu diesem Schluss kam eine Studie, die die jährlichen Herzinfarktfälle über einen Zeitraum von 16 Jahren untersuchte.
  • Durch den emotionalen Stress lösen sich Ablagerungen in den Herzkranzgefässen und verstopfen diese.

Jetzt tief durchatmen und über Weihnachten schön ruhig bleiben. Denn heute und in den nächsten Tagen ist das Herzinfarktrisiko besonders hoch. Dafür gab es bisher schon Anhaltspunkte, und jetzt gibt es auch Zahlen. Aus Schweden nämlich. Dort haben Ärzte über 16 Jahre lang beobachtet, wann Herzinfarkte am häufigsten sind. Es stellte sich heraus: Über Weihnachten und Neujahr gab es 15 Prozent mehr Patientinnen und Patienten mit Herzinfarkten als in der Kontrollperiode, also zu Zeiten ohne spezielle Feiertage. An Heiligabend waren es sogar 37 Prozent mehr Herzinfarkte. Besonders Menschen über 75, und jene die an Diabetes oder Erkrankungen der Herzkranzgefässe leiden, hatten mehr Herzinfarkte an Heiligabend.

Der Abend ist mit Kindheitserinnerungen aufgeladen, Familienkonflikte, denen man das ganze Jahr über aus dem Weg geht, brechen auf, und wer allein ist, der merkt es an diesem Abend besonders. Purer Stress also. Das könne anstrengender und belastender sein als ein hektischer Arbeitstag, sagt Christian Müller, Leiter klinische Forschung und stationäre Kardiologie am Universitätsspital Basel. «Stresshormone und andere Substanzen können mitverantwortlich sein, dass eine Ablagerung in den Herzkranzgefässen aufbricht und der Blutfluss zum Herzmuskel unterbrochen wird. Dadurch erhält der Herzmuskel zu wenig Sauerstoff und es kommt zu einem Herzinfarkt.

Ähnlich wie beim Fussball

Beobachtet hatte man ein ähnliches Phänomen auch bei der Fussball-Weltmeisterschaft 2006. In einer Studie aus dem Jahr 2008 wurden die Notfalleinsätze wegen Herzrhythmusstörungen und Infarkten im Grossraum München während des Sportereignisses untersucht. Damals mussten die Rettungsmannschaften fast dreimal häufiger wegen Herzkreislaufproblemen ausrücken, wenn die deutsche Mannschaft spielte als ausserhalb dieser Matches.

Das intensive Erleben, der emotionale Stress – das strengt an, ähnlich wie an Weihnachten und Neujahr. Es ist schwierig, in solchen Momenten einfach ruhig zu bleiben, sagt Kardiologe Müller. Denn oft hat man sehr hohe Erwartungen an den Abend, hat viel vorbereitet, erinnert sich an frühere Feste. «Vielleicht beruhigt es schon, wenn man sich einfach mal bewusst macht, dass man womöglich zu viel erwartet.»

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