Das musst du wissen

  • Viele Wildtiere sind immer akuter vom Aussterben bedroht. Dafür verantwortlich ist auch die Klimaerwärmung.
  • Doch die Erderwärmung hilft auch manchen Tieren, sich auszubreiten.
  • Der WWF hat Bilanz gezogen und zeigt, welche Tierpopulationen am meisten leiden und welche sich zu erholen scheinen.

Viele Tierarten weltweit kämpfen mit schwindenden Lebensräumen und mit der Klimaerwärmung. Umgekehrt hilft die Erderwärmung auch manchen Tieren, sich in neuen Lebensräumen auszubreiten. Die Umweltorganisation WWF hat zum Jahresende Bilanz gezogen und sagt, welche Wildtiere zu den Verlierern und welche zu den Gewinnern gehören.

Diesen Tieren geht es schlecht

Tapanuli-Orang-Utan

Kaum entdeckt ist er auch schon akut bedroht: der Tapanuli-Orang-Utan. Die Art wurde erst im November 2017 auf Sumatra entdeckt. Und es gibt nur noch 800 Tiere. Damit ist der Tapanuli-Orang-Utan der seltenste Menschenaffe der Erde. In seinem verbliebenen Lebensraum von rund 1000 Quadratkilometern – das ist etwa die Grösse des Kantons Uri – ist er von Plantagen und Goldminen bedroht.

Schildkröten

Sie bevölkerten die Erde schon vor über 200 Millionen Jahren und überlebten die Dinosaurier. Inzwischen jedoch ist die Hälfte der bekannten Schildkrötenarten bedroht. Am akutesten die Jangtse-Riesenweichschildkröte: Nur noch drei Exemplare der sanften Riesen gibt es weltweit. Eine Rettung der Art scheint so kaum mehr möglich.

WWF

Es gibt nur noch 3000 Saiga-Antilopen auf der Welt. Hier ein Weibchen in einem Schutzgebiet nördlich des Kaspischen Meers.

Mongolische Saiga-Antilope

Anfang 2017 fielen Tausende der Antilopen mit der auffälligen Rüsselnase einer Seuche zum Opfer. Danach schwächte der harte Winter 2017/2018 die Bestände weiter. Nach der Kälte und einem sich ausbreitenden Virus überlebten gemäss Zählungen im Mai 2018 nur 3000 Tiere.

Schneeeule

Bisher galt die Schneeeule als weit verbreitet, ihr Bestand wurde auf 200’000 Tiere geschätzt. Tatsächlich sind es aber nur 28’000 Vögel. Früher wurden zahlreiche Eulen vor allem in Kanada in ihren südlichen Winterquartieren abgeschossen. Inzwischen gilt die Art als bedroht. In schlechten Jahren könnte der Bestand der arktischen Vögel auf 10‘000 bis 14‘000 Tiere fallen. Das hängt auch von ihren Hauptbeutetieren ab, den Lemmingen, deren Vorkommen durch die Klimaerwärmung ebenfalls schwanken.

Ostsee-Hering

Zwar kommt weltweit kein Fisch in grösserer Zahl vor. Doch der Ostsee-Hering hat in den vergangenen 60 Jahren den Grossteil seiner für die Eiablage so wichtigen Unterwasserwiesen verloren. Jetzt macht ihm zusätzlich die Klimaerwärmung zu schaffen. Seit über zehn Jahren haben Ostsee-Heringe darum immer weniger Nachwuchs.

Wie dem Hering geht es vielen Fischbeständen, sie sind überfischt, erschöpft oder leiden unter der Klimakrise. Mehr über die Überfischung und dessen Folgen erfährst du in unserer Serie zum Fischfang.

Bei diesen Tierarten gibt es Hoffnung

Finn- und Grauwale

Seit den 1980er-Jahren gibt es ein Fangverbot der Internationalen Walfangkommission für 13 Grosswalarten. Nachdem sich erst lange nichts geändert hatte, scheint das Verbot der kommerziellen Waljagd nun zumindest für Finn- und Grauwale Wirkung zu zeigen: Die Bestände der beiden Wale erholen sich langsam. Die Grauwale im Westpazifik haben sich soweit vermehrt, dass sich ihr Status von «vom Aussterben bedroht» auf «stark gefährdet» verbessert hat.

Berggorilla

WWF

Ein junger Berggorilla im kongolesischen Virunga Nationalpark.

Auch die Bestände der Berggorillas sind wesentlich höher als gedacht. In den Bergwäldern rund um den Nationalpark Virunga in der Demokratischen Republik Kongo an der Grenze zu Ruanda und Uganda zählten Wissenschaftler bei der letzten Untersuchung 1000 Tiere. Deutlich mehr als noch 2010. Trotzdem ist die Primatenart als «stark gefährdet» eingestuft. Wilderei, Krankheiten und der Klimawandel bedrohen die Gorillas.

Bienenfresser

Der Bienenfresser, eine Zugvogelart, hat eine Vorliebe für Bienen, Hummeln und Grossinsekten. Jahr für Jahr pendelt der Vogel zwischen Subsahara-Afrika und Europa. In den 1990er-Jahren gab es hierzulande nur vereinzelte Individuen, heute brüten 53 bis 72 Paare. Es sind die steigenden Temperaturen, die den Vogel in den Norden locken. Doch als wirklichen Gewinner der Klimaerwärmung kann man ihn dennoch nicht bezeichnen. Seine enge Bindung an gefährdete Lebensräume, wie beispielsweise Kiesgruben, sowie das grosse Insektensterben könnten den Höhenflug des Vogels jäh bremsen.

Tüpfelbeutelmarder

WWF

Einst waren die Tüpfelbeutelmarder in Australien heimisch. Nun laufen erste Wiederansiedlungsversuche.

Der Tüpfelbeutelmarder starb vor 50 Jahren in Australien aus. Doch glücklicherweise überlebte der nachtaktive Einzelgänger in Tasmanien. So können Wissenschaftler einige Tiere aus Tasmanien wieder auf das Festland bringen. Im März 2018 wurden die ersten 20 Beutelmarder in einem Nationalpark im Südosten Australiens frei gelassen. Im Sommer gab dann zum erstem Mal Nachwuchs.

Kegelrobbe in der Ostsee

Auch in der Ostsee gab es 2018 zum ersten Mal seit langem Nachwuchs: Es wurde wieder ein Kegelrobben-Baby geboren. Nachdem die grosse Robbenart dort zeitweise fast vollständig ausgerottet war, haben sich internationale Wiederansiedlungsprojekte den Tieren angenommen. Dank diesen hat sich ihr Bestand in den letzten 20 Jahren stark erhöht: Heute tummeln sich wieder über 30‘000 Kegelrobben in der Ostsee.

 

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