Wenn Menschen in selbstfahrenden Autos schwer verunfallen, sollte kurz vor dem Crash der Bordcomputer über Leben und Tod entscheiden? Oder die Person am Steuer die letzte Kontrolle haben? Mit dieser Problematik befasst sich ein Forschungsprojekt des Instituts für Bio- und Medizinethik der Universität Basel. Wie eine kleine qualitative Studie ergab, scheint die Bevölkerung noch recht wenig über das Thema zu wissen.
Die Frage stellt sich etwa, ob diese Art von Fahrzeugen so programmiert werden soll, dass sie die instinktiven menschlichen Reaktionen bei Unfällen nachahmt. Oder auch, ob es ethisch vertretbar ist, wenn die entsprechenden Algorithmen dabei persönliche Daten wie Alter, Lebenserwartung oder Gesundheitszustand der Beteiligten miteinbeziehen.
«Sowohl der Mensch als auch die Technologie sind fehleranfällig.»Christophe Schneble, Assistent am Institut für Bio- und Medizinethik der Universität Basel
In den 16 Interviews, in denen die Basler Ethiker den Befragten verschiedene Unfallszenarien präsentierten, herrschte allgemein eine positive Einstellung gegenüber selbstfahrenden Autos vor. «Es besteht ein gewisses Vertrauen in die Technologie», sagt Erstautor Christophe Schneble. Einige wollen sich aber die Möglichkeit bewahren, im Notfall letztlich die Kontrolle über ihren computergesteuerten Wagen selbst zu übernehmen – gerade dann, wenn sie eine drohende Gefahr mit eigenen Augen sehen. Allerdings war der Wissensstand über die Technologie solcher Fahrzeuge unterschiedlich. Selbstfahrende Fahrzeuge wurden in vielen Interviews auch als «Autos auf Schienen » bezeichnet. Und ob sie die Strassen sicherer machen oder nicht, darüber gehen die Meinungen der jüngeren und älteren Befragten auseinander.
«Sowohl der Mensch wie auch die Technologie sind eben fehleranfällig», so Schneble. «Wünschbar wäre es, wenn Politik und Industrie die ethischen Probleme rund um die automatisierten Gefährte gemeinsam mit der Bevölkerung angehen.» Noch bevor sie in grosser Zahl durch unsere Strassen rollen.